Warum sind Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zusammen?
Noch nie zuvor waren Selbstoptimierung und Perfektion so zentral in unserem Leben verankert wie heute. Der ständige Vergleichswettbewerbsporno in den sozialen Medien etwa zeigt das. Ich habe mich gefragt, was das für unsere Beziehungen bedeutet und dazu mit dem Beziehungscoach Dominik Borde geredet. Glaubt man ihm, dann haben sich viele Paare aus den „falschen Gründen“ gefunden.
Wir wollten die perfekte Liebe, mit dem perfekten Partner, seien immer auf der Suche nach dem oder der Richtigen – ohne uns die Frage zu stellen: Bin ich selbst überhaupt der oder die Richtige? Außerdem seien wir weit weniger an dem Weg zur perfekten Beziehung als am Endergebnis interessiert. Es gehe also nicht darum, den richtigen Menschen zu finden. Es gehe zunächst einmal darum, der richtige Mensch zu sein.
Damit sei man fähig, auf die Bedürfnisse des anderen zu achten. „Solange man sagt: Der andere muss für mich passen“, solange ist man nicht wirklich beziehungsfähig. Das ist nicht die Art, wie Liebe funktioniert. Liebe ist ein Kontingent, das hinzukommt“, erklärte er mir. Das beginne bereits bei der Herkunftsfamilie, in der mit vielen Themen nicht gesund abgeschlossen wird. Übrig blieben meist mangelnder Selbstwert und unrealistische eigene Perfektionsansprüche. Und dann wollten wir, dass ein Partner uns bestätigt. „Das wird nicht klappen“, sagte der Beziehungscoach bestimmt.
Früher war die Ehe oft an ökonomische Faktoren gebunden. Beziehungen in früheren Zeiten haben sich dadurch definiert, dass sie gut organisiert wurden. Tendenziell galt der Lebensrhythmus des Mannes als tonangebend. Vor allem der Alltag war wichtig. Die Mahlzeiten, die Kinder, das Einkommen. Das reiche den meisten heutzutage nicht mehr, so der Coach. Heute sei eine Paarbeziehung mehr denn je auf Liebe und Leidenschaft angewiesen. Zum Schluss sagte Borde: „90 Prozent aller Beziehungen, die ich kenne, sind scheiße.“
Ich denke, nun haben wir alle ein bisschen etwas zum Nachdenken.
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