Top-Management für neun Wochen unbedingt erforderlich!

Top-Management für neun Wochen unbedingt erforderlich!
Sprachcamp, Reitwoche, liebe Freunde - und was noch? Berufstätige Eltern verzweifeln alle Sommer wieder an neun Wochen Ferien
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Neun Wochen sind 45 Arbeitstage. Neun Wochen sind eine sehr lange Zeitspanne, wenn man als berufstätige Eltern Kinderbetreuung aufstellen muss. Hören Sie sich in ihrem Bekanntenkreis um, es finden Jonglage-Akte ungeahnten Ausmaßes statt, speziell wenn man Kinder hat, die aufgrund ihres Alters noch nicht alleine daheim bleiben können.

Das ganze Jahr über wird mit dem Urlaub gegeizt, damit möglichst viel für die Sommerferien übrig bleibt. Drei Wochen waren wir heuer als Familie unterwegs. Das ist ein großes Privileg und in vielen Berufen gar nicht möglich. Diese Zeit vergeht wie im Zeitraffer, während sich die übrigen sechs Wochen nach Zeitlupe anfühlen. Vor allem wenn familiäre Betreuung durch Omas, Opas und sonstige Verwandte nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.

Alles locker geschaukelt?

Sommerhort, Sommerkindergarten, Kinderuni, Sprachwoche, Feriencamp, Reitwoche, Kinderparken bei lieben Freunden: Dass es eine Management-Leistung allerhöchster Güte ist, diese Termine zu koordinieren, ist vielen nicht bewusst. Es muss telefoniert, vereinbart, hin- und herchauffiert, gut zugeredet (nicht jedes Kind steht auf Fremdbetreuung in ungewohnter Umgebung mit ungewohnten Menschen), Jause gemacht und halt alles ganz locker geschaukelt werden. Und wir reden noch gar nicht davon, dass in diesen neun Wochen Kinder aus bildungsschwachen Familien lerntechnisch noch weiter abgehängt werden.

Hut ab vor allen Mamas und Papas, die es auch diesen Sommer wieder geschafft haben, ihre Kinder gut durch diese Monate zu bringen. Die sich selbst oft hintangestellt haben. Und die sich jedes Jahr wieder fragen: Neun Wochen? Warum? Es gibt genug erfolgreiche Modelle in anderen Ländern, die zeigen, wie es gehen könnte.

Claudia Stelzel-Pröll

KURIER-Redakteurin Claudia Stelzel-Pröll

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