Den Ungustln die Stirn bieten

Den Ungustln die Stirn bieten
Seinen negativen Emotionen ungefiltert freien Lauf lassen? Bitte daheim im stillen Kämmerlein!
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Derzeit werden Handelsangestellte beschimpft, bedroht und beflegelt, weil sie in Geschäften den 2-G-Nachweis kontrollieren. Wenn ich das höre, verliere ich endgültig den Glauben an die Menschheit und frage mich: Wie wenig Hirn und Anstand kann man haben?

Offenbar gibt es in der Spezies Homo sapiens Exemplare, die sich schwertun, zwischen dem Überbringer einer Botschaft und dem Inhalt derselben zu unterscheiden. Es wird einfach munter losgeschimpft. Irgendwo müssen Erwachsene Unmut, Zorn und Aggression ja loswerden, am besten direkt beim Gegenüber, in der Sekunde und ohne auch nur ein Mal tief durchzuschnaufen. Ironie off.

Seinen Emotionen ungefiltert freien Lauf lassen, das können Kinder machen. Die lernen im Laufe der Jahre an den Reaktionen rundum soziale Regeln (nicht alle davon sind gesund). Irgendwann können sie mit ihren Gefühlen, auch den unangenehmen, so umgehen, dass niemand anderer dadurch zu Schaden kommen.

Total irrational

Wenn mir die Ärztin eine ungute Diagnose überbringt, mache ich sie dann zur Schnecke? Wenn ich höre, dass es 17 Tage durchgehend regnen soll, schreie ich dann den Wettermoderator an? Und wenn mir der Kfz-Mechaniker offenbart, dass mein Auto neue Reifen braucht, schlage ich ihm dann die Warnweste um die Ohren?

Eben, das wäre alles total irrational. Warum also müssen sich Menschen, die uns beraten, viele Stunden und oft zu unmöglichen Zeiten in Geschäften stehen, die einfach ihren Job machen, so unterirdisch behandeln lassen? Es ist mir ein Rätsel. Und sollte ich so eine Situation mitbekommen, mache ich ganz sicher meinen Mund auf, freundlich, aber doch. Zumindest jenen Ungustln, denen man begegnet, kann man die Stirn bieten.

Den Ungustln die Stirn bieten

Claudia Stelzel-Pröll ist KURIER-Redakteurin in Oberösterreich

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