Generation Corona: Warum wird gerade jetzt ein Jugendzentrum geschlossen?
Stille Nacht. Mein Gitarrenspiel, das ich in der Schule erlernen durfte, ist durchaus verbesserungswürdig. Ich kann zwar einige Lieder von Nirvana zupfen, aber danach kommt nicht mehr recht viel. Stille Nacht habe ich noch im Angebot, allerdings nur in einer holprigen Anfänger-Version.
Platzangst. Dennoch hatte ich es mir in den Kopf gesetzt, eine Band zu gründen. Zu dritt wollten wir für Furore sorgen, fühlten uns schon wie Rockstars, tranken viel Bier, schrieben aber keinen einzigen Song. Es kam nie dazu, weil der Proberaum so klein war, dass der unter Platzangst leidende Schlagzeuger nach ein paar Minuten wortlos flüchtete. Ohne Trommel kein Rock 'n' Roll, auch irgendwie klar.
Zeit für Gespräche. Weil es mit der Musikkarriere nicht klappen wollte, verbrachte ich viel Zeit im Schülerzentrum H2 in der Heitzlergasse in St. Pölten. Ich, der Möchtegern-Kurt-Cobain, spielte Gitarre, andere Tischfußball, manche verbrachten einfach nur sehr viel Zeit dort, weil zu Hause niemand auf sie wartete. Es war ein Ort der Begegnung, ein tolles Angebot, die Mitarbeiter waren da für Gespräche, da für die Jugendlichen. Die Herkunft spielte keine Rolle.
Nach 30 Jahren wurde das H2 nun aus finanziellen Gründen geschlossen, obwohl die Diözese vor zwei Jahren noch 120.000 Euro in die Einrichtung investiert hatte. Durchschnittlich 400 Besuche wurden zuletzt pro Monat verzeichnet, berichten ehemalige Mitarbeiter.
Es gibt sie, die Generation Corona. Umfragen belegen, dass immer mehr Jugendliche unter Einsamkeit leiden. Wir werden nicht weniger, sondern noch viel mehr Zentren wie das H2 brauchen. Am Geld darf es da nicht scheitern.
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