Es gibt kein Rezept für die Liebe und das ist vielleicht auch gut so
Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen aufeinandertreffen, die zum gleichen Zeitpunkt im Leben das Gleiche voneinander wollen, dies auch erkennen und sich ineinander verlieben, ist nicht sehr hoch.
Diesen Satz hat eine Paartherapeutin zu mir gesagt. Ich saß auf ihrer Couch, neben mir eine Packung Taschentücher, die vom letzten Klienten liegen geblieben ist. Eine Recherche hatte mich dorthin verschlagen.
Was ich von dem sehr ausführlichen Interview mitgenommen habe: Das größte Leiden schaffen wir uns selbst, indem wir romantischen, unrealistischen Beziehungsidealen nacheifern, die uns Hollywood und die Groschenromanindustrie vorgelegt haben. Ein Leben lang, mit einem Menschen. Dieser eine Mensch soll alles für uns sein: Bester Freund, lustigster Typ, perfekter Liebhaber, sorgsamer Vater, schlauer Lebensratgeber, treueste Seele und noch so vieles mehr.
Es ist gesund, sich dies immer wieder vor Augen zu führen, wenn eine Beziehung scheitert oder man länger Single ist, als es einem lieb ist. Und es ist auch gesund, nicht um jeden Preis etwas aufrechtzuerhalten, wenn es doch nur noch schmerzt, anstrengend und destruktiv ist.
Was es aber auch gibt, sind Geschichten wie die von Maria und Herbert. Beide sind mittlerweile 95 Jahre alt, sie sind seit über 70 Jahren ein Paar. Er war passionierter Orgelspieler und Schwimmer, sie besaß eine kleine Näherei und hat beim Kartenspielen immer gewonnen. „Zwischen uns passt kein Blatt Papier“, sagt Maria und streichelt ihrem Mann über die Wange. Sie sind ins Pflegewohnhaus Simmering eingezogen, haben wie Löwen darum gekämpft, ein gemeinsames Zimmer zu bekommen. „Die letzten Meter gehen wir natürlich auch noch gemeinsam“, sagt Herbert und greift nach Marias Hand.
Es gibt wohl kein Richtig und kein Falsch in der Liebe. Es gibt auch keine Rezepte für die perfekte Beziehung. Ob das nun gut oder schlecht ist, entscheiden Sie am besten für sich selbst.
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