Niemand muss ein emotionaler Mistkübel sein

Niemand muss ein emotionaler Mistkübel sein
Eine freundliche Geste, ein netter Satz oder ein einladendes Lächeln - Kleinigkeiten machen einen riesigen Unterschied
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Das Herz auf der Zunge zu tragen, ist eine gute Sache. Besonders, wenn es sich um positive Emotionen anderen Menschen gegenüber handelt. Zuviel Gutes gibt’s kaum. Im Gegenteil: Wer ausspricht, was positiv auffällt – und seien es nur Kleinigkeiten –, macht einen großen Unterschied im Kosmos der Suderanten und notorisch Schlechtgelaunten.

Bei der Postfiliale in meiner Nähe gibt es eine Dame hinter dem Schalter, die offenbar den gesamten Weltschmerz inhaliert hat und sehr gerne grundlos ihren inneren Zerberus loslässt. Wenn ich sehe, dass ich bei ihr vorsprechen muss, verspannt sich bereits mein Kiefer und der Nacken wird steif. Dieser Tage landete ich bei einem Kollegen, mit dem ich drei freundliche Sätze wechselte und der mir zum Abschied einen schönen Tag wünschte. Was für ein Unterschied!

Das lässt sich trainieren

Freundlichkeit ist keine Einbahnstraße, es ist ein Geben und Nehmen, ziemlich simpel und etwas, das sich tatsächlich trainieren lässt. Das könnte so funktionieren: Sich explizit für eine gute Beratung (in einem Geschäft, einer Servicestelle, wo auch immer) bedanken. Aussprechen, wenn man etwas Schönes über eine Person denkt. Aktiv werden, wenn das Bedürfnis immer größer wird, einen Freund oder eine Freundin endlich wiederzusehen. Unserer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, das einzige Kriterium für echte Freundlichkeit, die auch ankommt, ist Authentizität.

Niemand ist immer gut drauf, wir haben nicht ständig Lust auf Kommunikation, Sonnenschein und Seifenblasen. Schlechte Zeiten und Tage gibt es, die dürfen sein und gehören zum Leben dazu. Dann benutzen wir aber bitte nicht unsere Mitmenschen als emotionalen Mistkübel.

Niemand muss ein emotionaler Mistkübel sein

Claudia Stelzel-Pröll ist KURIER-Redakteurin in Oberösterreich

Kommentare