Ein Hoch auf die Sturheit der Hochgebirgsbewohner

Ein Hoch auf die Sturheit der Hochgebirgsbewohner
Warum ein wenig Sturheit den Bergeingeborenen auch heute hilfreich sein kann - etwa bei Kreuzbandrissen.
Anja Kröll

Anja Kröll

Prägt die Landschaft den Charakter? Anders formuliert: Entwickelt sich zu einem anderen Menschen, wer in einem Bergdorf aufwächst und sozialisiert wird? Oder bilden sich Persönlichkeitsmerkmale unabhängig von gebirgig oder flach aus?

Glaubt man der Wissenschaft, gibt es darauf eine Antwort. Eine Studie österreichischer, britischer, amerikanischer und australischer Wissenschafter hat mehr als drei Millionen Datensätze von Amerikanerinnen und Amerikanern analysiert. Das Ergebnis: Bergbewohner sind weniger verträglich, eher introvertiert und weniger gewissenhaft. Gleichzeitig aber emotional stabiler und offener für neue Erfahrungen.

Beharrlichkeit

Es lebe das Klischee des sturen Bergeingeborenen. Wobei so ein wenig Sturheit, oder nennen wir es Beharrlichkeit, durchaus positiv sein kann. Stellen Sie sich vor, die Bergdorfbesiedler von einst hätten beim ersten Widerstand aufgegeben und sich gedacht: „Ui, das ist jetzt aber ein böser Felsbrocken, da kommen wir nicht dran vorbei. Schade.“ Würde es heute kein Bergdorf geben. Stattdessen dachte sich das gemeine Urzeit-Bergvolk wohl eher: „Felsbrocken. Stirb.“ Jetzt in Kurzfassung.

Alles lange her, wer braucht so eine Einstellung? Dann bekommen Sie mal ein neues Kreuzband (Kurt sendet Grüße) und leben im Bergdorf. Natürlich könnten Sie auf der Couch liegen und jammern. Oder Sie drehen täglich bei Sturmböen im eisfreien Hof ihre Spazierrunden, schleppen in Expeditionsmanier samt Rucksack Holz ihre Kellerstufen in die Küche und machen dreimal täglich ihre Physioübungen. Möge auch noch so viel unangekündigter Besuch kommen.

Auch wenn dies nicht empirisch erforscht ist, ich bin felsenfest überzeugt: Neue Kreuzbänder lieben sture Gebirgler.

Kommentare