Banken-Pleite
Auf der Sonnenseite. Eine Bank in einem Park in Wien. Auf dem einen Ende sitzt sie, auf dem anderen er. Dazwischen hätten noch gut drei andere Platz, wäre nicht Corona. Sie halten die Gesichter in die Sonne, lesen zwischendurch in ihren Büchern. Alles gut, könnte man meinen. Idyllisch beinahe. Es hätte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden können, oder zumindest einer ruhigen Bank-Beziehung. Bis ihr Telefon klingelt. Sie telefoniert. Wohl nicht leise. (Das hört sie manchmal von Kollegen.) Er: „Telefonieren Sie leise. Rücksicht ist eine Bürgerpflicht.“
Zum Plärren. Eigentlich wollte sie schon einlenken und sich entschuldigen. Denn er hat ja recht. Wenn die Menschen in der U-Bahn ins Telefon plärren – ganz, ganz schrecklich. „Gehen Sie ins Büro, wenn Sie arbeiten müssen. Wegen Leuten wie Ihnen bricht Krieg aus“, schiebt er nach, während sie versucht, ihre Unterhaltung via Handy fortzuführen. Was? Krieg? Wegen rücksichtslosen Telefonierens auf der Parkbank? Warum die Aggressionen? Leider wird auch sie aggressiv. Sie legt auf. „Wenn es Sie tröstet, ich bin eh gleich weg. Manche müssen eben arbeiten“, sagt sie etwas zu laut – und bleibt sitzen. Partout.
Die Schattenseite. Ein Mann auf einer Bank daneben dreht seinen Kopf aus der Sonne und schaut auf die beiden. Er hebt die Augenbrauen. Im besten Fall könnte man sagen, tut er das belustigt. Wenn zwei streiten, freut sich der Dritte. Der Zuhörer bekommt ein Theater geboten. Eine Bank in einem Park in Wien. Auf dem einen Ende sitzt er, auf dem anderen sie. So ein netter Samstag hätte es werden können. Ihr Telefon läutet. Sie hebt ab. Er setzt zum Sprechen an. Sie geht ab Richtung Schatten. Hätte ja nicht sein müssen – das Theater. Das geht an beide.
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