Rückschlag für AUA-Nostalgiker

Rückschlag für AUA-Nostalgiker
Die AUA ist fest in deutscher Hand. Dank einer Organisationsreform haben die Lufthanseaten endgültig das Sagen. Das war nur eine Frage der Zeit.
Michael Bachner

Michael Bachner

Zur Begrüßung ein herzliches Servus, bei der Landung den Donauwalzer, zwischendurch vielleicht ein knuspriges Schnitzerl, eine Wiener Melange. So schön kann Fliegen sein.

So oder so ähnlich fühlen jene, die aus nostalgischen Gründen nicht auf den unschlagbaren Ticketpreis der Billigkonkurrenz schauen, sondern ihrer rot-weiß-roten Airline durch dick und dünn die Treue halten.

Solcherart veranlagte Menschen verdrängen gerne, dass bis auf die Lackierung der Heckflossen kaum mehr etwas rot-weiß-rot ist an den Austrian Airlines. Seit bald zwei Jahrzehnten haben die Herren und Damen bei der Lufthansa in Frankfurt das Sagen. Und, dass das so kommen wird, war den allermeisten Beteiligten schon 2008 klar.

Eigenständigkeit dahin

Nur dem glücklosen damaligen AUA-Chef Alfred Ötsch nicht. Er hat noch Anfang 2008 das 50-Jahr-Jubiläum zum Anlass genommen, um die AUA für saniert zu erklären und auf ihre Eigenständigkeit anzustoßen. Nur um wenig später festzustellen, dass die Feierlichkeiten den halben Jahresgewinn 2007 aufgezehrt hatten und schleunigst ein Retter in der Not gefunden werden musste.

Angesichts eines drohenden Jahresverlusts von weit mehr als 400 Millionen Euro blieb den schwer zerstrittenen Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP unter Alfred Gusenbauer und Wilhelm Molterer nichts anderes übrig, als die Privatisierung im Herbst 2008 durchzuziehen. Es war ein Notverkauf. Die Lufthansa nahm die AUA unter ihre Flügel und erhielt vom österreichischen Steuerzahler zum Dank noch 500 Millionen Euro als Mitgift oben drauf.

Seither versucht die Lufthansa mehr schlecht als recht, was alle Konzernmütter mit ihren Auslandstöchtern versuchen – sie zu Gewinnbringern zu machen. Auch die jetzt angekündigte Organisationsreform mitsamt einer weitreichenden Zentralisierung der Entscheidungen in Frankfurt, hat ein Ziel: Mehr Gewinn, zufriedenere Kunden und Aktionäre.

Diese interne Reform ist nicht zuletzt kapitalmarktgetrieben. Aber auch das verwundert bei einer börsenotierten Lufthansa Gruppe kaum. Am 25. August 2005 notierte eine Aktie der Kranich-Airline bei 7,60 Euro, 20 Jahre später sind es gerade einmal 8,30 Euro. Konkurrent Ryanair ist an der Börse rund 30 Milliarden Euro wert, die Lufthansa knapp zehn Milliarden.

Es bleibt die Frage, was mögliche Kollateralschäden der Reform sein werden und ob sie verhindert werden können: Kommt es zu einem Jobabbau in Wien, werden wichtige Strecken eingestellt, darf die AUA noch irgendetwas selbst entscheiden? Man darf skeptisch sein.

Widerstand, so er nötig würde, ist von AUA-Chefin Annette Mann nicht zu erwarten. Sie kam vor dreieinhalb Jahren – wenig überraschend – von der Lufthansa.

Kommentare