Zwangs-Pause für Neuwahl-Zündler
Wer die Bürger in weitere Neuwahl zwingt, begeht Harakiri mit Anlauf.
Über Kerns und Mitterlehners Neustart
Das Gros der TV-Seher zog Sonntagabend der Fußball-Schlager Frankreich – Island in seinen Bann. Auch wenn schon nach den ersten 30 Spielminuten klar war, dass es die modernen Wikinger nur zum Europameister der Herzen schaffen – das zeitgleich zur zweiten Halbzeit angesetzte Polit-Duell wurde quotenmäßig unter seinem Wert geschlagen. Auch den 300.000 Zuschauern wurde ein ungewöhnliches Match geboten: Die rot-schwarzen Regierungsspitzen diskutierten ohne Untergriffe und mit Argumenten. Dort, wo man – wie bei der "Maschinensteuer" – auseinanderliegt, wurde vor dem gegnerischen Tor lediglich gedribbelt. Sonst fast nonstop Konsens – selbst beim Dauerstreit-Thema "Mehr investieren versus mehr sparen": "Wir nehmen nicht zu wenig ein, sondern geben zu viel aus" (Mitterlehner). "Der Staat ist kein schlankes Rehlein" (Kern). Demonstrativ einig auch bei Brexit, Öxit und Präxit (© Salzburger Nachrichten): Dass die Richter als Höchststrafe eine Hofburg-Neuwahl verhängten, sei "keine Sternstunde" (Kern), aber "ein Beweis, dass der Rechtsstaat funktioniert"(Mitterlehner).
Der erste Vorsatz, mehr miteinander als übereinander zu reden, überlebte nicht einmal die ersten paar Wochen der Ära Kern/Mitterlehner. Der dritte Hofburgwahlgang stellt alle Neuwahl-Zündler zumindest kurzfristig kalt: Wer Österreich nach dem Präxit in eine weitere Neuwahl zwingt, begeht Harakiri mit Anlauf. So nervig und lästig viele Wahlbürger die Neuaustragung des Duells Hofer – Van der Bellen empfinden: Die Chancen auf einen Neustart der Regierung sind dadurch gestiegen. Wer die Gnadenfrist dennoch nicht fürs Arbeiten, sondern fürs Streiten nützt, kann wohl nur eines im Sinn haben: Norbert Hofer als Präsident und Heinz-Christian Strache als Kanzler.
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