Verlorene Generation? Das darf nicht sein
Jede weiß es, Bildungsministerin und Bürgermeister sowieso. Viele Schulen sind einfach überfordert.
über die "verlorene Generation"
Je komplexer die Lage im zerrütteten Europa und im aufgewühlten Österreich ist, umso flotter – und auch schlichter – die Sprüche mancher Politiker. Ja klar, straffällige Asylwerber sofort abschieben! Hört sich gut an, geht aber nicht so einfach. Was soll‘s, der Stammtisch ist einmal ruhig gestellt. Oder: In der Schule muss die Pausensprache Deutsch sein! Klingt vielleicht gut, ist aber wirklich nicht das Problem. Und zwei Kategorien tiefer wird dann gerülpst: Schweinefleisch für alle. Eine dumme Provokation.
Genau so sinnlos sind Worthülsen in Jubelform, wenn etwa Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek über die Bildungsreform – welche Reform eigentlich? – prahlt: Ein Meisterstück. Da wird es ganz absurd, denn wie die KURIER -Reporter in einer Neuen Mittelschule im 5. Wiener Gemeindebezirk beobachtet haben: Da werden schon einige Meisterinnen und Meister ausgebildet, sogar ein paar künftige Uni-Absolventen, aber ein Teil der Kinder wird einfach verloren gehen, ungebildet und nicht integriert, sprachlos – jedenfalls was die deutsche Sprache betrifft – und im schlimmsten Fall in einer Gegengesellschaft zu Hause, wo junge Frauen zwangsweise verheiratet und junge Männer zum Hass erzogen w erden. Was für ein Meisterstück.
Die Ministerin soll ein paar Landespolitiker, ohne die in Bildungsfragen ja absolut gar nichts geht, ins Auto packen und nach Wien-Margareten fahren. Die Direktorin weiß, wie so viele andere Praktikerinnen, wie es besser geht. Aber sie darf nicht, weil Politiker Gesetze beschließen, in denen es um Strukturen, um Kompetenzen, letztlich um Macht geht, aber NIE, NIE, NIE um die Kinder, also NIEMALS um die Zukunft dieses Landes.
Taten für die Kinder statt Worte für die Galerie
Die Probleme in Teilen Wiens mit hohem Ausländeranteil gibt es natürlich auch in anderen Bezirken Österreichs. Umgekehrt gibt es ländliche Gegenden, wo alle deutsch können und es andere Herausforderungen gibt. Überall heißt es "Neuer Mittelschule", aber die Schulen haben nichts miteinander zu tun. Für diesen schlichten Befund braucht es keine Bildungsexperten. Wie überhaupt die Liebe der Politik zu Namen sehr ausgeprägt ist. Teile der ÖVP sind schon zufrieden, wenn sie "das Gymnasium" erhalten. Bravo, aber ist damit schon gesichert, dass junge Menschen auf die sich so massiv verändernde Welt vorbereitet werden? Und sollten in den Gymnasien die Genies von morgen heran wachsen, die hoffentlich ein erfolgreiches Leben führen können, werden sie das nur sehr eingeschränkt genießen können, wenn gleichzeitig ein Teil der Gesellschaft einfach wegbricht.
Kinder, die bei uns in fremdsprachiger Umgebung aufwachsen, lernen übrigens genau so gut, wenn man sie nur fördert. Einrichtungen wie das KURIER-Lernhaus beweisen das. Dort arbeiten Pädagoginnen und Freiwillige mit Schülerinnen und Schülern, die zu Hause zu wenig Unterstützung bekommen. Also: Tun wir endlich etwas für die Kinder, Taten statt Sprüche.
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