Ostern – Leben ohne Angst und Gewalt
Ausgerechnet Karadžić. Ausgerechnet jener Mann, der in der vergangenen Woche wegen der Massaker von Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen zu 40 Jahren Haft verurteilt wurde, sieht sich als "Kämpfer gegen den islamistischen Terrorismus", wie er in einem Interview erklärt. Radovan Karadžić, ein serbisch-orthodoxer "Christ", will seine Verbrechen an muslimischen Bosniaken nachträglich rechtfertigen und beweist damit, wie widerlich es ist, die Religion zu missbrauchen. Christen und Muslime betonen ja immer,dass sie an denselben Gott glauben,weil es in der Vorstellung beider Glaubensrichtungen nur den einen Gott geben kann. Und es soll der Wille dieses einen allmächtigen Gottes sein, dass Menschen einander abschlachten? Aber warum lässt Gott es überhaupt zu, dass Menschen einander quälen, ermorden, ja ausrotten wollen? Es ist wohl das Wesen jeder Religion, dass viele Fragen übrig bleiben. Wie aber erklären wir Menschen es, dass es immer wieder die intelligentesten aller Geschöpfe sind, die all ihr Streben darauf richten, anderen größtmögliche Nachteile zuzufügen?
Deshalb wäre der Dialog unter den Religionen ja so wichtig, weil das Irrationale, wie übrigens auch der Nationalismus, so leicht zu missbrauchen ist. Aber das sogenannte "Saudi-Zentrum" in Wien hat völlig versagt. Es muss auch versagen, solange es muslimische Staaten gibt, die ihre Religion nicht als Teil des Lebens von Menschen betrachten, sondern als nicht verhandelbare Staatsdoktrin. Und das gilt umso mehr, als Saudi-Arabien, die Türkei und andere Länder ihre Überzeugungen mit viel Geld und noch mehr Brutalität exportieren.
Ostern soll uns Hoffnung geben
Nach den Terroranschlägen werden hoffentlich einige längst fällige Maßnahmen in Europa getroffen: Von der effektiven Zusammenarbeit der Geheimdienste bis zur Verhinderung von Gegengesellschaften mitten in europäischen Städten. Aber da werden Sozialarbeiter, Jugendzentren und Ausbildungsplätze alleine nicht reichen. Die europäischen Regierungen müssen sich endlich aktiv dagegen wehren, dass andere Staaten bei uns ihre Brückenköpfe einrichten, die ethnische und religiöse Zeitbomben sind. Das Verbot, das religiöse Einrichtungen vom Ausland finanziert werden dürfen,kann nur der Anfang sein. Wird das auch überprüft? Und warum dürfen die Saudis in Bosnien-Herzegowina eine europäische Zentrale errichten? Warum werden salafistische Hassprediger nicht sofort ausgewiesen?
Nicht die Religion ist böse, die Menschen, die sie missbrauchen, sind böse. Wer seinen Glauben als Richtschnur des Handelns verwendet oder als Trost braucht, muss geschützt werden. Gerade religiöse Feste können dabei helfen. Man muss kein Christ sein, um Ostern als Symbol für neues Leben zu feiern.
In diesem Sinne wünsche ich allen unseren Leserinnen und Lesern ein Osterfest, das Hoffnung gibt, für ein Leben ohne Angst und ohne Gewalt.
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