ÖVP-Durcheinander als Symbol für Zerfall
Schon vor Beginn des Wahlkampfs war klar, dass es die Kandidaten von SPÖ und ÖVP schwer haben würden. Also setzte die SPÖ mit Rudolf Hundstorfer auf ihre Kernkompetenz "Soziales", die ÖVP schickte nach der späten Absage von Erwin Pröll mit Andreas Khol einen Kandidaten ins Rennen, der für bürgerliche Werte stehen soll. Da könnte man Begriffe wie Verlässlichkeit, Ordnung oder Beständigkeit nennen.
Mitten in der entscheidenden Phase des Wahlkampfs kümmern die ÖVP diese Werte gar nichts mehr. Da wird die Regierung zu einem Zeitpunkt umgebildet, den niemand verstehen kann, nur weil in einem Bundesland bald einmal Hofübergabe sein wird. Also werden nicht nur die stets "bösen" Medien, sondern alle an Politik interessierten Menschen ab sofort nur noch darüber reden, ob der neue Innenminister Sobotka anders agieren wird als seine Vorgängerin, ob er mit Verteidigungsminister Doskozil gut zusammenarbeiten kann, schließlich vor allem aber, warum Parteichef Mitterlehner das zulassen musste. Weil er massiv unter Druck gesetzt wurde oder weil ein anderer vorgeschoben werden soll? Gibt es dann Neuwahlen oder gleich Schwarz-Blau? Das alles entzieht Andreas Khol Aufmerksamkeit und vermittelt, dass die ÖVP selbst nicht mehr an Khol glaubt. Bürgerliche Wähler suchen jetzt Alternativen.
Das ist zunächst einmal das Problem der ÖVP. Aber wenn Politik nur noch irrational ist, wenn es in den Parteien gar keinen Zusammenhalt mehr gibt, wie sollen diese dann unsere vielen Probleme lösen, von der Arbeitslosigkeit über die Flüchtlinge bis zur Bildung?
Auflösungserscheinungen überall. Und das in einer Zeit, wo Wohlstand und Sicherheit gefährdet scheinen wie nie zuvor in der Zweiten Republik.
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