Erst kommt Hofer, dann noch Trump?
Erst kommt Norbert Hofer und dann auch noch Donald Trump?
über den Vormarsch der Rechts-Populisten in Europa und den USA
Im Ohr noch die letzten Schimpforgien von Donald Trump, macht sich ein US-Journalist zu einem Europa-Trip auf. New York, Paris, London – wo immer er Station macht, fühlt er sich auch in Übersee hier vom Haudrauf-Politiker verfolgt. Jeder will von ihm wissen, was Trump wirklich will; wer ihn pusht und oder ob der irrlichternde Milliardär tatsächlich Chancen hat, Nachfolger von Barack Obama zu werden. Wann immer der US-Kollege freilich zu englischen oder französischen Zeitungen greift, stellt er fest: Das intensive Interesse an Donald Trump könnte einen tieferen Grund haben. "Der Trumpism ist kein amerikanisches Phänomen. Europa hat eine Fülle eigener Probleme." In deren Windschatten "ist eine Reihe von Rechts-Populisten groß geworden". Das sind Schlüsselsätze in einer Reportage von John Cassidy im Magazin The New Yorker, überschrieben mit: "A Europe of Donald Trumps?"
Trumps Vorläufer in Italien hieß für fast zwanzig Jahre Silvio Berlusconi. Seine aktuellen Wiedergänger heißen Nigel Farage (UK), Marine Le Pen (Frankreich)und Viktor Orban (Ungarn) – und in Österreich könnte er bald Norbert Hofer heißen: Ein Staatspräsident, der "offen nationalistisch und rechts-außen" tickt (New Yorker).
Starker Mann in der Hofburg heißt Dauerchaos
Hofer in der Hofburg, Trump im Weißen Haus? Zwischen den beiden Jobs liegen Welten. Das Biotop, in dem beide bisher erfolgreich gediehen, hat vieles gemeinsam. "Trumps Erfolg basiert auf der Ablehnung ,Politischer Korrektheit‘, Trumps vermeintlicher Unabhängigkeit von Medien und Geld, und auf Irrationalität", bringt Sascha Lobo, Kenner der neuen Medienwelt, das Phänomen Trump auf den Punkt. Auf permanenten Tabubruch, Hetze gegen die "System"-Medien und einen Schuss Irrationalität ("Chemtrails") setzt seit Jahren auch die FPÖ.
Norbert Hofer hat maßgeblich am FPÖ-Partei- und Regierungsprogramm mitgeschrieben – intern gilt er als ein hundertfünfzigprozentiger Blauer, nach außen gibt er sich verbindlicher denn je. Knapp vorm Ziel steigt er total vom Gas. Vor dem ersten Wahlgang setzte er noch voll auf blaue Opposition und Obstruktion vom Präsidentensessel aus: Er werde der Regierung von Fall zu Fall nur ein paar Wochen Bewährungsfrist geben. Heute will er sie " erst entlassen, wenn es innerhalb eines Jahres kein Einsehen gibt", sagt er jüngst im KURIER-Interview – etwa nach präsidentieller Kritik an Steuererhöhungen oder steigender Arbeitslosigkeit.
Als Hofers Blaue 2000 nach der Macht griffen, wollte Thomas Klestil bis zuletzt Rot-Schwarz statt Schwarz-Blau durchsetzen. Der vermeintlich starke Mann in der Hofburg musste bald einsehen: Ein Präsident ist in Sachen Tagespolitik – zu Recht – machtlos, außer er provoziert im Kleinkrieg mit den gewählten Volksvertretern das permanente Chaos. Klestil ließ das auch aus Staatsräson bleiben.
Der stramme Blaue setzt noch vehementer als Klestil auf die Rolle des starken Mannes: "Sie werden sich wundern, was alles geht", rutschte Norbert Hofer in der Emotion bei einem der TV-Duelle heraus. Diesen Satz wird er trotz aller Beschwichtigungsversuche nicht mehr los.
Wer beispielsweise noch vor Augen hat, wie blaue Funktionäre einst im Siegesrausch der Ära Haider das ORF-Studio in Klagenfurt stürmten, kann das nicht als Verheißung, sondern nur als Drohung verstehen.
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