Wie viel Auszeit nehm’ ich uns?
In Karenz: Das Baby freut's, Firmen und Arbeitsmarkt bestrafen mit Minderschätzung
über Baby und Beruf
Österreich ist das Land der Karenzmöglichkeiten: Zwischen keiner Auszeit und drei Jahren Babyzeit ist alles möglich, fünf Kindergeldvarianten während der Karenz geben die freie Wahl – kurz oder lang beim Kind daheim, nur ein Elternteil oder beide abwechselnd, ganz wie es gefällt.
Es gefällt mehrheitlich konservativ: die allermeisten Mütter (wenige Väter gehen in ernst zu nehmender Dauer in Kinderkarenz, in Bildungskarenz übrigens schon) entscheiden sich für drei Jahre Baby-Auszeit – daran haben auch die Kindergeld-Kurzvarianten (viel monatliche Unterstützung, aber nur bis zu einem Jahr) nichts geändert. Und auch die Frauenministerin erreicht mit Kampagnen („Halber Lohn, weniger Pension“) kaum Veränderungen im Karenzverhalten – lediglich zwölf Prozent wählen das kürzeste Modell.
Unabhängigkeit versus Baby
So wünschenswert es aus Gründen der finanziellen Absicherung und Unabhängigkeit wäre, dass Frauen schnell wieder ihr eigenes Geld verdienen, so verständlich ist auch die Entscheidung dagegen. Kinderbetreuungsplätze für unter Dreijährige sind rar, wirklich gute immens teuer. Man muss sich ein Betreuungsnetzwerk schon leisten können oder Angehörige haben, die dauerhaft auf das Kind aufpassen, damit der volle Wiedereinstieg gelingt. Hinzu kommt ein Gedanke, den Frauen immer wieder formulieren: Ein Baby im Alter von einem Jahr in fremde Obhut zu geben, ist keine einfache Sache, das müsse man als Mutter mal übers Herz bringen. Und im Zuge des 40-, 50-jährigen Arbeitslebens wird eine Auszeit für das eigene Kind wohl drin sein.
Stimmt, sollte drin sein, auch im Hinblick auf generell immer weniger durchgängige Lebensläufe. Wenn da nicht der gnadenlose Arbeitsmarkt wäre, der Auszeiten und Teilzeit-Varianten mit Degradierung und Minderschätzung bitter bestraft.
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