Vorsicht vor zu viel Zuversicht
Es wäre untypisch, die guten Aussichten bedingungslos positiv zu nehmen, mit Stolz und selbstbewusst.
über die Reaktionen zur Wirtschaftslage
Raunzen gehört zur Grundausstattung des ganz normalen Österreichers. Es fällt leichter zu granteln, als die guten Seiten des Daseins zu würdigen. Und auch wenn es stimmt, dass die Wirtschaftslage zurzeit eher schlecht ist: Die Fundamentaldaten der Nationalbank (Leistungsbilanz 2012) sind es nicht. Österreich steht in Europa groß da. Deshalb hier, dem eingefleischten Missmut zum Trotz, die frohen Botschaften:
Land der lauten Hämmer
Wir sind Europameister. Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist die niedrigste am Kontinent, um die umfassende Lehrlingsausbildung beneidet uns die ganze Welt. Auch wirtschaftlich passt’s: Der Tourismus verzeichnet Rekord-Nächtigungszahlen (nur ein Mal in der Geschichte hatten wir mehr Nächtigungen, nach der deutschen Wiedervereinigung nämlich), das Geschäft mit den wirtschaftsnahen Dienstleistungen, der Industrieproduktion samt Ingenieursleistungen läuft gut. Historisch erstmalig wurden im vergangenen Jahr die Finanzschulden im Ausland von etwa 830 Milliarden Euro per saldo vollständig abgebaut – das Ausland schuldet Österreich erstmals mehr als umgekehrt.
Halten Sie noch ein bisschen Zuversicht aus? Auch der Ausblick ist ein guter. McKinsey hat in einer Studie für das manager magazin die deutsche Wirtschaft neu vermessen. Bis 2025 sagen die Consultants ein Szenario voraus, das sie die „Goldenen Zwanziger“ nennen: 2,1 Prozent Wachstum pro Jahr, 80 Prozent mehr Exporte und Millionen zusätzliche Arbeitsplätze. Das Schönste daran: Österreich zieht traditionell mit.
Es wäre untypisch, die guten Aussichten bedingungslos positiv zu nehmen, mit Stolz und selbstbewusst (das haben wir nach der „guten alten Zeit“ verloren). Aber ein bisschen freuen darf man sich schon noch dürfen.
Kommentare