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Sandra Baierl

Sandra Baierl

BCC hintergeht, CC ist offener, aber in vielen Fällen charakterlich ebenso zweifelhaft

von Mag. Sandra Baierl

über eMail-Manieren

Der Erfinder des BCC muss ein hinterlistiger, rückgratloser Kerl (vor langer Zeit, ich unterstelle, es war damals ein Mann) gewesen sein: BCC ist unangenehm, BCC hintergeht, BCC ist gegen die guten Sitten – und wird trotzdem fröhlich-heiter verwendet. Wer es benützt, spielt mit verdeckten Karten, führt den Adressaten ohne sein Wissen vor, ist unehrlich. Offener, aber charakterlich ebenso zweifelhaft ist in vielen Fällen das CC: Nur selten erreicht es den Empfänger aus Gründen der reinen, unschuldigen Information. Der Chef wird „in CC gehängt“, um Druck auszuüben, einen Sachverhalt auszuplaudern – mit der Sendung kommt viel „Ätsch“ und „Na, dir zeig ich’s“ mit.

Mit und ohne Hochachtung

Die schnelle, zunehmend mobile Nutzung und auch die Tatsache, dass uns das eMail als Kommunikationsform immer noch neu ist, können keine Gründe für dieses Verhalten sein: Seit mehr als 40 Jahren gibt es die digitale Post, seit gut 15 Jahren wird sie intensiv genutzt. Man darf also ruhig mutmaßen: Den Menschen fehlt es entweder zunehmend an Respekt oder an gutem Ton – oder einfach an beidem. Da helfen auch kein „Lieber Herr Kommerzialrat“ in der Anrede und „Liebe Grüße“ in der Verabschiedung. Die Absonderlichkeiten finden in den Adressats-Zeilen und den Textblöcken statt, sofern man das rudimentäre Geschreibsel in kleinbuchstaben ohne satzzeichen mit tipfelern und ohne höflichkeiten überhaupt so bezeichnen kann.

Ob man das ändern kann und will? Vielleicht trägt die Coverstory in dieser Ausgabe ein wenig dazu bei, das Kommunikationsverhalten zu überdenken: Wie viele fremde Menschen lieben wir in eMails pro Tag und wie oft verschickt man blind oder halb blind Informationen? Wir müssen ja nicht gleich in „Genehmigen Sie die Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung “-Manier verfallen, obwohl ...

... es liest sich schon besonders schön.

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