ÖOC klagt Leo Wallner

Leo Wallner, 76, müsste eigentlich längst reif für die Trauminsel sein. Er hat eine beispiellose Karriere hinter sich: Als langjähriger Generaldirektor der Casinos Austria, als Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC). Doch ausgerechnet jetzt, in seinem wohlverdienten Ruhestand, läuft aus Sicht des einst so mächtigen Wirtschaftskapitäns einiges aus dem Ruder.
Der vorläufig letzte Höhepunkt in einer Affäre um schwarze Konten und dunkle Kanäle in der olympischen Bewegung: Laut KURIER-Recherchen hat das ÖOC vor wenigen Tagen eine Schadenersatzklage gegen Ex-Chef Wallner (er amtierte bis 2009) eingebracht. Die Forderung beläuft sich vorläufig auf gut 800.000 Euro – mit Option auf mehr, sollten in Gerichtsverfahren weitere Ungereimtheiten aus der Ära des einstigen Strahlemannes auftauchen.
Geheimer Parkplatz
Zu Beginn der vergangenen Woche waren am Wiener Straflandesgericht die Wogen hochgegangen: Heinz Jungwirth, der Untreue in Millionenhöhe verdächtiger Ex-Generalsekretär des ÖOC, hatte detailliert geschildert, wie ihn sein ehemaliger Chef zum Führen eines Schwarzgeldkontos ermächtigt haben soll, auf dem Gelder des Internationalen Olympischen Komitees geparkt werden sollten.
"Leo, dafür brauch ma a anderes Konto", habe er, Jungwirth, damals zu Wallner gesagt.
"Ja, aber das muss nicht in der Buchhaltung sein", soll Wallner darauf geantwortet haben.
Leo Wallner bestreitet jegliche Kenntnis von Schwarzgeldkonten im ÖOC. Für die Finanzen habe Heinz Jungwirth alleine verantwortlich gezeichnet.
Lange Zeit war der politisch bestens vernetzte Wallner unter Denkmalschutz gestanden. Mittlerweile kommt Schmutz zum Vorschein: In Salzburg läuft ein eigenes Strafverfahren gegen ihn und andere ehemalige Funktionäre, die im Zeichen der olympischen Ringe unredliche Geschäfte getätigt haben sollen – das Justizministerium entscheidet demnächst, ob Anklage erhoben wird. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Verletzte Aufsicht
Eine Verletzung der Aufsichtspflicht wird Wallner auch in der aktuellen Schadenersatzklage vorgeworfen. ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel will das laufende Verfahren zwar nicht kommentieren, hält jedoch fest: "Der aktuelle Vorstand hat dafür Sorge zu tragen, alle notwendigen Maßnahmen zu setzen. Sonst bekommt er ein vereinsrechtliches Haftungsproblem." Neben Wallner geht das ÖOC auch gegen Gottfried Forsthuber vor: Der ehemalige Kassier soll seine Finanzverantwortung ebenfalls nur unzureichend wahrgenommen haben.
Rund 800.000 Euro also. Doch das liebe Geld ist für Wallner, der den Behörden bekanntgab, über ein monatliches Nettoeinkommen von 20.000 Euro zu verfügen, noch das geringste Problem. Weit schwerer wiegt für einen wie ihn der Imageverlust. Reputation kann man sich nicht kaufen.
Zur Person: Leo Wallner - 19 Jahre ÖOC-Chef
Leo Wallner, 76, war von 1968 bis 2007 Generaldirektor der Casinos Austria. 1990 wurde er Präsident des ÖOC, 2009 musste er vorzeitig abdanken. Da wie dort hieß sein Nachfolger Karl Stoss, 55, der sowohl bei den Casinos als auch im ÖOC Sanierungsmaßnahmen einleiten sollte. Pikant: Als IOC-Mitglied hat Wallner nach wie vor einen Sitz im ÖOC-Vorstand.
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