Wenn wir nur wirklich, wirklich wollen

Gut, es ist eine deutsche Studie. Und, okay, sie wurde von Bild der Frau in Auftrag gegeben, einer deutschen Zeitschrift, deren eigenes Bild der Frau sich nicht zwingend dem feministischen Fortschritt verpflichtet fühlt. Kochrezepte, Putztipps, Klatschgeschichten, Sie wissen schon. Also, möglicherweise wäre die Studie, wäre sie von Emma angeregt worden, durch leichte Justierung in der Formulierung der Fragestellung zu etwas anderen Ergebnissen gekommen. Die Frage lautete nämlich, ob mehr für die Gleichberechtigung der Frauen in Deutschland getan werden solle. 36 Prozent der Männer fanden: Nein, alles gut so, wie es ist. 28 Prozent fanden, es werde sogar zu viel getan.

Natürlich stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen „Männerstudie“, und ob es wirklich notwendig ist, immer und immer wieder darauf hinzuweisen, dass das mit der Gleichberechtigung weder reibungslos funktioniert, noch von allen Männern (und auch ein paar Frauen) gewünscht oder gutgeheißen wird.

Tatsächlich suggerieren solche Studien, speziell in der inkriminierten Fragestellung, natürlich immer ein bisschen, dass diese lästige Gleichberechtigung schon auch wieder rückgängig gemacht werden könnte: Wenn wir nur wirklich, wirklich wollen, wenn alle tüchtig zusammenhelfen, dann verschieben wir die Rollenverteilung in Haushalt und Beruf wieder ein bissi Richtung Steinzeit: Die Männer jagen und erlegen die wilden Tiere, die Frauen brutzeln sie und füttern damit in der schön geschrubbten Höhle die Kinder.

Es ist deprimierend zu lesen, dass auch in Beziehungen, in denen beide Partner Vollzeit arbeiten, fast jeder zweite Mann zugibt, dass seine Frau den weit größeren Teil der Familienarbeit erledigt. Und das ist vielleicht das einzig Gute an so einer Studie: Dass sich vielleicht viele Männer fragen, ob es bei ihnen zu Hause auch so ist. Und warum eigentlich; und möglicherweise beschließen von denen ein paar, dass sie das ändern wollen. Jeder Schritt ist ein Schritt.