hund & HERRL: Barolo verliert einen Freund

hund & HERRL: Barolo verliert einen Freund
Was, der Bruno? Der war doch noch so jung.

Bruno, der Hund, bei dem mein Hund Barolo regelmäßig zu Gast war, hat sich verabschiedet. Nicht, dass es überraschend gekommen wäre, er war immerhin im siebzehnten Jahr. Aber Abschiede sind, sobald sie vollzogen werden, immer erstaunlich. Erstaunlich schmerzhaft, erstaunlich still, erstaunlich erstaunlich. Der Bruno und der Barolo waren nicht die besten Freunde. Sie bestanden zum Beispiel darauf, nacheinander und nicht miteinander spazieren geführt zu werden, was der Fitness von Brunos Chefin zugute kam. Aber dass der Bruno jetzt gar nicht mehr da ist und aus dem Nebenzimmer knurrt, wenn die Chefin dem Barolo den Napf füllt, nein, das ist dem Barolo auch nicht recht. Wenn wir dieser Tage spazieren gehen, trottet der Barolo ein bisschen verzagt vor mir her und kümmert sich noch intensiver als sonst um die Ecken und Kanten der Stadttopografie, wo - wie sich bei frischem Schnee sehr anschaulich zeigt - allerhand andere Hunde ihre Markierung hinterlassen haben. Wenn wir über den Ring gehen, um ein Kaffeehaus unserer Wahl aufzusuchen, hält der Barolo dann manchmal inne und sagt betont lässig über einem dunklen Fleck auf der Straße: "Hier, das stammt vom Bruno", und er schlägt dabei denselben Tonfall an, wie ältere Herrschaften, die in der Zeitung die Todesanzeigen studieren und kopfschüttelnd murmeln, was, der Strnad, der war doch noch so jung, und wenn man dann nachschaut, wie jung der Strnad denn war, dann war er eh 81, es ist also alles relativ, und es hat alles seine Bedeutung, so wie dieser dunkle Fleck auf der Ringstraße, über dem vor ein paar Tagen noch der Bruno stand.

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