Stöger: Unbeirrbar und intakt

Ein Mann mit Brille und Mantel gestikuliert mit dem Finger.
Durchblick: Deutschland und Spanien schütteln die Kritik von außen erfolgreich ab.

Die zweiten Gruppenspiele haben schon mehr Aufschluss gebracht über die einzelnen Teams. Deutschland und Spanien haben ihren internen Anspruch und die Erwartungen von außen absolut bestätigt und gerechtfertigt. Derzeit machen diese zwei Länder auf mich den stärksten Eindruck, weil sie Turniermannschaften sind und auch über die nötige Erfahrung bei Großereignissen verfügen. Der Aufstieg ins Viertelfinale sollte nur noch eine Formsache sein. Mein Kollege Peter Schöttel hat ja schon die Causa Gomez bei den Deutschen ausführlich beleuchtet. Mir imponiert, wie das gesamte deutsche Team mit dieser Diskussion umgegangen ist. Das Thema betrifft ja nicht Gomez allein, sondern betrifft die gesamte Mannschaft, wenn der Torschütze nach einem nicht unbedingt berauschenden Sieg gegen gute Portugiesen dermaßen in der Kritik steht. Für mich war das ein klares Zeichen der Truppe, dass sie funktioniert und absolut intakt ist. Auch die positiven Aussagen vom Gomez-Konkurrenten um den Platz an der Sonne, Miroslav Klose, passten perfekt in dieses Bild. Dieses Team verfolgt klar ein Ziel, das heißt EM-Titel. Und die Spieler wissen, dass solche Diskussionen sie intern aufreiben, sie Energie kosten können. Die Mannschaft ist gut geführt, das Trainerteam rund um Joachim Löw macht einen sehr guten Job.

Mitgelitten

Bei den Spaniern freue ich mich sehr für Fernando Torres, den ich als Spieler sehr schätze. Eine Zeit lang hatte ich sogar Mitleid mit ihm, auch wenn das bei einem Spieler seiner Kategorie mit einem Millionengehalt vielleicht gar nicht angebracht ist. Er hat die Chance erhalten und gleich zwei Mal getroffen und gezeigt, dass Spanien auch mit einer klaren Sturmspitze schön und erfolgreich spielen kann. Auch die Spanier hat die Diskussion, ob sie wie im ersten Spiel ohne echten Stürmer oder wie im zweiten Spiel doch mit einer klaren Spitze agieren sollen, nicht aus der Bahn geworfen. Der Fokus hat sich nicht verändert. Den Italienern habe ich in einer Kolumne die zum Aufstieg ausreichende Qualität abgesprochen. Das möchte ich an dieser Stelle ein wenig revidieren, da sie gegen Spanien überragend gespielt und gegen Kroatien eine große Chance auf drei Punkte liegen gelassen haben. Aber immer noch ist es durchaus möglich, dass sie auf der Strecke bleiben. Nach diesen Leistungen wäre das sogar schade. Teamchef Prandelli weiß ebenso wie ein Löw oder Del Bosque, wie er mit schwierigen Charakteren umgehen muss. Es gibt sicher einfachere Persönlichkeiten als die Stürmer Balotelli und Cassano. Doch gemeinsam funktionieren sie. Vielleicht benötigt Italien nach all den Skandalen im Umfeld vor der EURO eben solche Typen, die nicht zu viel nachdenken und sich aufs Wesentliche konzentrieren. Die Spiele und die Punkte, die sie machen wollen. Das zeichnet alle Klasse-Teams aus, das ist ihnen allen gemein.

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