Der Heimvorteil wird überschätzt
Anpfiff. Das lange Warten hat sich gelohnt, endlich geht es los auch für uns TV-Konsumenten. Vor vier Jahren haben wir Österreicher selbst erlebt, wie die Vorfreude auf das Turnier ein ständiger Begleiter war. Alle wissen, dass diese Veranstaltung einzigartig ist, sowohl in einer Spieler- als auch in einer Zuschauer-Karriere. Die Veranstalter müssen mit einer Mischung aus Vorfreude und Druck umgehen. Keine alltägliche Situation.Weil Polen und die Ukraine keine Qualifikation spielen mussten, wissen sie nicht so genau, wo sie stehen, weil der Unterschied zwischen Bewerbsspiel und Testspiel immer gravierender wird. Die Polen werden am Freitag die Antwort darauf bekommen. Dieser Nachteil, in den letzten zwei Jahren nicht der Härte einer Qualifikation ausgesetzt gewesen zu sein, wird freilich mit dem Heimvorteil kompensiert. Es gibt keine Sprachbarriere, das Rundherum ist vertraut.Dennoch ist für mich der Heimvorteil bei einer EURO nicht so groß wie bei einer Weltmeisterschaft, weil die Dichte viel größer und daher die Qualität von größerem Belang ist. Gewöhnlich gibt es in der Vorrunde kein Spiel für einen EM-Veranstalter, in dem er fix mit drei Punkten rechnen kann, weil alle teilnehmenden Nationen in Europa über eine große Erfahrung in Sachen Qualifikation und Endrunde verfügen.Österreich hat es 2008 selbst erlebt, wie trotz einer tollen Euphorie letztlich der Aufstieg nicht geschafft wurde, weil die Konkurrenz einfach sehr stark war. Ich fürchte, dass es der Ukraine 2012 ähnlich ergehen wird und sie die Vorrunde nicht überstehen werden.Bei den Polen habe ich ein positives Gefühl. Einerseits, weil sie in meinen Augen das bessere Team rund um die Dortmunder Spieler mit ihrem vorhandenen Selbstvertrauen haben. Andererseits sind sie im Vergleich zur Ukraine in einer vielleicht um eine Spur leichteren Gruppe.
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