Kein Zugang ohne Sprache

Fünf Jahre nach der Fluchtbewegung hat etwa die Hälfte der Migranten auf dem Arbeitsmarkt Fuß gefasst. Größte Einstiegshürde ist die Sprache.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Niemand schneidet, färbt und föhnt so toll wie Ahmad: Ich habe den jungen Syrer vor ein paar Jahren kennengelernt, weil er im Friseurladen vis a vis meiner Eltern gearbeitet hat. Ahmads Frisierkünste haben sich schnell herumgesprochen. Die Kundinnen standen damals Schlange, also mussten wir auch hin. Schon ganz zu Beginn, sein Deutsch war damals noch kaum vorhanden, erzählte er mir von seinem Traum: ein eigenes Friseurgeschäft eröffnen, wie er es in Syrien hatte. Um das zu schaffen, besuchte Ahmad jeden Vormittag einen Deutschkurs, nachmittags arbeitete er im Friseurladen. Er sparte, bis es nach ein paar Jahren endlich so weit war: Ahmad eröffnete unweit des Karmelitermarkts in der Leopoldstadt sein eigenes Geschäft. Es scheint gut zu laufen, er will expandieren.

Ahmad hat in wenigen Jahren viel geschafft: er hat die Sprache gelernt, Arbeit gefunden, sich selbstständig gemacht. Er ist unabhängig und steht finanziell auf eigenen Beinen. Das ist nicht selbstverständlich: fünf Jahre nach der großen Fluchtbewegung hat knapp die Hälfte der Migranten auf dem österreichischen Arbeitsmarkt Fuß gefasst. Die andere Hälfte kämpft mit den hohen Einstiegshürden: Ausbildungen müssen anerkannt oder Prüfungen gemacht werden, es braucht eine Offenheit für das neue Land und die neue Gesellschaft – von beiden Seiten, übrigens. Vor allem aber brauchen die Zugewanderten gute Deutschkenntnisse.

Die Sprache und damit die Möglichkeit, sich zu verständigen, zu kommunizieren, sich auszutauschen, ist die Eintrittskarte für (fast) alles in einem Land. Mohammad Ehsan Bathri, den wir auch für die Covergeschichte besucht haben, erzählt von seinen ersten, tristen Monaten in Österreich. Für ihn sei es eine Zeit gewesen, in der er „stumm“ war, weil er kein Wort Deutsch konnte.

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