Jobhopper sind plötzlich willkommen

Mitarbeiter, die zu schnell und zu oft die Firma wechselten, galten früher als unzuverlässig. Heute blickt man darüber hinweg – gut so.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Eine gute Nachricht vom Jobmarkt: Chefs finden kurze Engagements bei Arbeitgebern nicht mehr so schlimm. Früher wurden Lebensläufe auch darauf analysiert, wie lange Bewerber bei den diversen Firmen tätig waren. Schnelles Weiterwandern von einem Job zum nächsten, also eine kurze Verweildauer von drei oder weniger Jahren wurden als illoyal, unzuverlässig und untreu gewertet.

Diese Kandidaten mussten „fehlerhaft“ sein, sonst wären sie in den Firmen länger geblieben. Ihnen wurde kurzerhand die Bewertung „Jobhopper“ zugeschrieben, sie hatten bei der Suche nach Arbeit oft massive Nachteile.

Es ist wohl dem Fachkräftemangel geschuldet, dass man Bewerbern jetzt mehr Chancen gibt – auch dann, wenn sie die typischen Eigenschaften eines Jobhoppers aufweisen. Werden die potenziellen Arbeitskräfte knapp, mustert man nicht mehr so freizügig aus.

Dieses Umdenken ist überfällig, denn das Problem mit den jungen Jobhoppern ist großteils hausgemacht.

Über viele Jahre ist man Berufsanfängern wie folgt begegnet: ein Praktikum zur Probe, ein befristeter Vertrag für den Anfang, gefolgt von einem weiteren und einem weiteren. Die Einstiegsgehälter haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert (sind also de facto geringer geworden), oft fehlt es an Förderung, Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten.Es ist folglich klar, dass Berufseinsteiger keine Loyalität zum Arbeitgeber entwickeln, dass sie beim nächst besseren Angebot auch gerne den Arbeitgeber wechseln.

Alle zwei, drei Jahre bei einer anderen Firma sind in den ersten zehn Berufsjahren keine Seltenheit. Gut, dass man die Sicht darauf ändert. Und mehr schätzt, was die Jungen dadurch mitbringen: vielfältige Erfahrungen und Flexibilität – findet man ohnehin als Anforderung in jeder zweiten Job-Annonce.

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