Hinschauen und prüfen

Die 24-Stunden-Pflege in Österreich ist ein Geschäft mit vielen Missständen. Dringend gebraucht werden Kontrolle und verpflichtende Zertifikate.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Aus dem früheren Schwarzmarkt mit illegalen Pflegerinnen ist in den vergangenen Jahren – durch eine Gesetzesänderung – ein florierender Wirtschaftszweig geworden. Mehr als 62.000 Personenbetreuerinnen aus Osteuropa arbeiten in Österreich – über Agenturen geholt, aber auf selbstständiger Basis, weshalb für sie die aktuelle Diskussion zur 35-Stunden-Woche auch keine Relevanz hat.

Als 24-Stunden-Pflegerinnen arbeiten sie zwei oder sogar vier Wochen lang durch, versorgen ihre kranken und/oder betagten Kunden, leben mit ihnen gemeinsam. Dann wechseln sie sich mit einer anderen Betreuerin ab, fahren zu ihren Familien in die Slowakei, nach Rumänien oder Ungarn, und kommen danach wieder retour. Ein Leben in konträren Welten – zwei Wochen harte Arbeit, zwei Wochen zu Hause.

Voraussetzung für die Tätigkeit als Personenbetreuerin ist eine (schnelle) Ausbildung als Heimhilfe. Diese Mindestanforderungen erfüllen aber bei Weitem nicht alle, auch soll es einen Schwarzmarkt für gefälschte Pflegezertifikate im Osten geben.

Missstände in Vermittlung, Transparenz und Qualifikation

Nicht oder nur unzureichend ausgebildet sind viele Frauen mit ihren Pflegefällen überfordert (Missstand 1). Eine umfassende Qualitätssicherung findet nicht statt, auch, weil viele der 826 Vermittlungsagenturen nicht dahinter sind, eine Überprüfung der Betreuungsqualität in der Praxis nicht stattfindet (Missstand 2).

Weil Patienten aber nicht irgendeine Betreuung kriegen sollen (Missstand 3), sondern die bestmögliche, sind regelmäßige Qualitätskontrollen in den Haushalten und verpflichtenden Zertifikate für die Vermittlungsagenturen notwendig.

Das müsste eigentlich schon längst geschehen sein, denn: Die seit Jahren bestehende 24-Stunden-Pflege ist staatlich gefördert. Für öffentliche Gelder, die hier vergeben werden, braucht es höhere Mindeststandards.

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