Splendid Isolation auf Schloss Windsor

U.S. President Trump state visit to Britain
Pomp für Trump. Großbritannien ist halb isoliert von der EU und braucht die USA. Ein Gastkommentar von Melanie Sully.

Drei Herren in einem Schloss, der US-Präsident, der britische Premierminister und der König Charles III. Die Massen wurden vom pompösen Staatsbesuch Donald Trumps ferngehalten. Gewisse Themen hat man ausgeklammert. Keiner wollte über den verurteilten Pädophilen Jeffrey Epstein () reden. Premier Keir Starmer entließ jüngst seinen Botschafter in Washington, der Epstein sogar nach seiner Verurteilung unterstützt hatte. Prinz Andrew, in die Epstein-Affäre verwickelt, residiert in Windsor aber wurde von der Zeremonie diskret isoliert. Als Zeichen des stillen Protests projizierten Aktivisten daraufhin gespensterhafte Fotos von Epstein und Trump auf die Mauern von Schloss Windsor.

Im Schloss war jedoch der Geist von Queen Elizabeth II präsent, deren Grab Trump sichtlich berührt und ungewöhnlich demütig besuchte. König Charles kam seinen royalen Verpflichtungen mit Galanterie nach. Die elisabethanische Ära dauert also noch weiter an. Der Prunk übertraf alle bisherigen Staatsbesuche. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der vor kurzem einen Staatsbesuch in England absolviert hatte, von einer solchen Show nur träumen.

Eine Frau mit Brille und grauem Blazer lächelt in die Kamera.

Melanie Sully

Großbritannien ist halb isoliert von der Europäischen Union und braucht die USA. In der Not darf man nicht wählerisch sein. Bei einer Pressekonferenz im Zuge eines Gipfels in Kanada ließ Trump ungeschickt Dokumente über ein amerikanisch-britisches Handelsabkommen zu Boden fallen. Starmer ging auf die Knie und suchte umständlich die heruntergefallenen Papiere zusammen. Dieses Bild eines britischen Premierministers, der den USA zu Füßen lag, sagte mehr als tausend Worte.

Trump wurde jedoch ein Privileg verwehrt, das dem Präsidenten Macron zugestanden wurde: Eine Rede vor Volksvertretern im britischen Parlament zu halten. Rein zufällig (oder nicht) fanden während des dreitägigen Staatsbesuchs von Trump keine Parlamentssitzungen statt. Dies ist in der Periode der Parteitage traditionell der Fall. So verpasste Trump die Tausenden Demonstranten, die sich in der Hauptstadt versammelt hatten, um ihm ihren Unmut mitzuteilen. Im Vergleich zu Trumps letztem Staatsbesuch waren die Proteste jedoch relativ verhalten.

Viele in der regierenden Labour-Partei haben einst Trump als Gefahr für die Demokratie kritisiert. Diese Stimmen sind inzwischen größtenteils verstummt. Der Vizepremierminister unterhält gute Beziehungen zu Washington, und die Außenministerin, die Trump einst scharf kritisiert hatte, begrüßte den US-Präsidenten herzlich auf der Landebahn. Der Staatsbesuch zeigte nicht nur royale Diplomatie, sondern auch harte Realpolitik.

Nachdem der Wachtelsalat des Staatsbanketts verdaut war, verließ Trump das Bling Bling von Windsor und flog nach Chequers, zum Landsitz des Premierministers – ebenfalls am grünen Rand der Welt. Dort präsentierte Starmer ein großes Investitionsabkommen mit US-Tech-Unternehmen, das Arbeitsplätze schaffen sollte. Wahlkreise in Nordengland sollen davon profitieren, die Labour für eine zweite Amtsperiode braucht. Auch das Volk soll so am Staatsbankett mitnaschen und nicht isoliert draußen bleiben. Ob die Strategie aufgeht, ist fraglich.

Zur Autorin

Melanie Sully ist eine britische Politologin und lebt in Wien.

Kommentare