Echtpelz gehört auf die Mülldeponie der Geschichte

Echtpelz gehört auf die Mülldeponie der Geschichte
Zahlreiche Modelabels haben Pelzprodukte aus dem Sortiment genommen. Dazu braucht es keinen aktuellen Gegentrend. Ein Gastkommentar von Eva Rosenberg.

Vor Kurzem erschien in der KURIER freizeit (6. September) ein Artikel, in dem wohlwollend über den derzeitigen Modetrend Pelz berichtet wurde. „Echtpelz ist zurück, like it or not“ heißt es da cool.

Well, we definitely don’t like it. Es ist wirklich unerträglich, dass wir uns als Tierschutzorganisation nach Jahrzehnten erneut mit einer Barbarei befassen müssen, bei der Tiere auf grausamste Weise unserer Eitelkeit geopfert werden. Aber Geschichte wiederholt sich leider oft, daher stehen wir heute wieder vor der Aufgabe, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren.

Wer einmal auf einer Pelzfarm war, vergisst es nie wieder, pflegte Vier-Pfoten- Gründer Heli Dungler zu sagen. Die Schreie der eingepferchten Tiere, der fast unerträgliche Gestank, der aus einer Mischung aus Urin, Exkrementen, blanker Angst und Tod entsteht, die düstere und unheimliche Atmosphäre einer herannahenden Katastrophe – das ist die Realität, heute genau wie vor 40 Jahren. In ihrem kurzen elenden Leben in winzigen Drahtgitterkäfigen können Nerze, Marderhunde, Füchse und andere Wildtiere sich kaum bewegen, geschweige denn ihr natürliches Verhalten wie Schwimmen und Graben ausleben. Dies führt zu Dauerstress, schweren Verhaltensstörungen, Selbstverstümmelung und Kannibalismus. Zum Schluss werden die Tiere bei der sogenannten „Pelzernte“ qualvoll durch Vergasung oder Elektroschocks getötet. Nicht umsonst haben große Modelabels wie Gucci, Armani, Max Mara, Versace, Hugo Boss, H&M und Zara Echtpelz aus ihrem Sortiment genommen. Die Zahl der Unternehmen, die dem Programm „Fur Free Retailers“ beigetreten sind, liegt mittlerweile bei fast 1.700.

© Adrian Almasan | www.adrianalmasan.com

Eva Rosenberg

Aber was ist mit Vintage Pelz, der vor allem auf Social Media von jungen, modeaffinen Menschen gefeiert wird? Der sei „sehr okay, weil die Pelze hier aus Altbeständen stammen“, heißt es in der freizeit, „viel nachhaltiger als neu gekaufte Fake Fur Synthetikfasern“.

Es geht nicht darum, eine tierquälerische Praxis mit Fast Fashion zu vergleichen, sondern Mode zu kreieren, die tierfreundlich und nachhaltig ist. Wollen wir wirklich Kleidung, für die Tiere genauso elendig lebten, wie sie zugrunde gingen, auf unseren Straßen sehen? Es muss uns klar sein, dass wir damit ein Statement für Tierqual abgeben und Pelz salonfähig machen. Denn er trägt ja kein Etikett, auf dem „Omas alter Pelz“ steht. Ja, die Frage, was wir mit alten Pelzen machen, ist berechtigt. Aber das Nachhaltigkeitsargument hinter Vintage Pelz ist nicht stichhaltig: Im Laufe der Verarbeitung wird Pelz mit verschiedenen umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien behandelt, die sich auch im Endprodukt finden.

Es ist besorgniserregend, wenn ein Modetrend ethische Fragen einfach über Bord wirft. Es ist traurig, wenn Eitelkeit wichtiger als Tierwohl ist. Daher wollen wir an die Konsumenten appellieren: Zeigen wir, dass uns das Leid von Lebewesen nicht egal ist. Lassen wir den alten Pelz dort, wo er hingehört, nämlich im Kasten, oder entsorgen wir ihn auf der Mülldeponie und damit gleich dieses ganze düstere Kapitel der Geschichte.

Zur Autorin:

Eva Rosenberg ist Direktorin von Vier Pfoten Österreich.

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