Unser Europa kann mehr sein

Unser Europa kann mehr sein
Was die Union in Zeiten der Krise und der wirtschaftlichen Unsicherheit braucht

Die Geschichte Europas wurde in Krisen geschrieben. Immer wenn Europa in der jüngeren Vergangenheit vor einer Zerreißprobe stand, haben wir die Herausforderungen bewältigt, indem wir näher zusammengerückt sind.

So konnten wir die schlimmsten Stürme überstehen und einen Unterschied im Leben der Menschen machen. So haben wir Wohlstand und starke Demokratien geschaffen. So sind wir gestärkt hervorgegangen aus Bankenzusammenbrüchen, Staatsschuldenkrisen, Migrationsdruck und einer weltweiten Pandemie.

Nun wird dieses, unser Fundament erneut auf die Probe gestellt – mit einem Krieg vor unserer Haustür, besorgniserregender Inflation, Energiepreissteigerungen, einer Klimakatastrophe, und Ernährungsunsicherheit.

Führungsstärke

Wieder einmal wird Europa herausgefordert, wieder einmal muss es reagieren. Das Europäische Parlament wird seinen Beitrag leisten. Wenn es immer schwieriger wird, unsere Häuser zu heizen, die Industrie am Laufen zu halten oder unsere Autos zu betanken, dann muss das abstrakte Europa praktische Führungsstärke zeigen – mit Tempo, Tatkraft und Mut.

Sei es bei der Senkung der Lebenshaltungskosten und Strompreise, dem Klimawandel, der Verteidigung, der Ernährungssicherheit oder der Unterstützung der Ukraine – nur geeint werden wir vorankommen.

Europa muss mehr sein. Das war die klare Forderung, die im Mai 2022 in den Schlussfolgerungen der einjährigen Konferenz zur Zukunft Europas geäußert wurde, in der die Bürgerinnen und Bürger im Mittelpunkt standen.

Wünsche der Bürger

In dieser Woche wird die Präsidentin der Kommission in ihrer jährlichen Rede zur Lage der Europäischen Union Vorschläge dazu präsentieren. Für das Europäische Parlament müssen diese den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger entsprechen: Wir müssen eine umfassende Sicherheits- und Verteidigungsunion schaffen, unsere Verteidigungsausgaben besser nutzen und Überschneidungen in der Verteidigungszusammenarbeit vermeiden. Wir müssen im Energiebereich Abhängigkeiten von unzuverlässigen Lieferanten verringern und autonomer werden.

Wir müssen weiter auf die Verwirklichung unserer Klimaziele hinarbeiten und Energiewende und ökologischen Wandel in Europa vorantreiben. Drittens müssen wir für unsere Gesundheitssysteme Lehren aus der Pandemie ziehen.

Das Europäische Parlament fordert ein „Recht auf Gesundheit“ in der EU. Die Lösung liegt erneut in einem Mehr an grenzüberschreitender Zusammenarbeit.

Das alles hat seinen Preis. Um besser und schneller reagieren zu können, müssen wir den EU-Haushaltsplan modernisieren, krisenfester und flexibler sein. Die kommenden Monate werden schwierig, aber mit Zielstrebigkeit und Entschlossenheit können wir den Widrigkeiten trotzen.

Jetzt schlägt die Stunde Europas. Wir können mehr sein – gemeinsam.

Roberta Metsola ist Präsidentin des Europäischen Parlaments.

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