Tourismus am Scheideweg

Vier Regionen erhielten bisher das Umweltzeichen: Wagrein-Kleinarl; Saalfelden Leogang; Seefeld und Nassfeld-Pressegger See - Lesachtal (Bild: Wolayer See) - Weissensee
Österreichs Rezept für einen zukunftsfähigen Tourismus. Ein Gastkommentar von Regina Preslmair.

Der Tourismus in Österreich steht an einem Scheideweg. Nach dem Stillstand in der Pandemie ist das Reisen nun wieder unverzichtbar für viele Menschen geworden. Berichte von Influencerinnen und Influencern in den sozialen Medien steigern die Nachfrage und verstärken den Massentourismus. Was bisher als „Geheimtipp“ galt, wird nun zum Hotspot, den man gesehen haben muss. Dazu kommt, dass Urlaubsreisen immer leistbarer werden. Dies führt dazu, dass manche Destinationen völlig überbucht sind. Die Probleme, die durch diesen Übertourismus entstehen, sind hausgemacht und betreffen sowohl Einheimische als auch die Urlauber selbst.

Tourismus am Scheideweg

Regina Preslmair

Hotspots in Österreich sind nicht nur einige Städte, sondern auch Naturschauplätze wie zum Beispiel unsere Alpen. Hier kann es durch Massentourismus zu einer Störung des empfindlichen Ökosystems kommen: Umweltverschmutzung durch mehr Abfälle, verstärktes Verkehrsaufkommen und Luftverschmutzung, zertrampelte Natur und überfüllte Parkplätze.

Doch wie kann diesem Übertourismus Einhalt geboten werden? Hier gibt es verschiedene Lösungsansätze:

Erstens ist es wichtig, durch regelmäßige, gezielte Information ein breiteres Bewusstsein für die Bewahrung unserer touristischen Schätze in der Öffentlichkeit zu schaffen. Zweitens braucht es eine geschickte Regulierung der Tourismusströme, weg vom Massentourismus hin zu einem individuellen und authentischen Erlebnis für die Gäste, für das sie sicher auch bereit sind, mehr zu bezahlen. Und drittens gilt: mehr Zusammenarbeit statt Wettbewerb! Wenn die Tourismusregionen an einem Strang ziehen, kann dies für alle nur von Vorteil sein.

„Slow Travel“ in Verbindung mit authentischen Erlebnissen wird immer mehr zum neuen Trend und bietet eine vorteilhafte Alternative zum Massentourismus. Wenn Hotellerie, Gastronomie, Landwirtschaft und Kulturangebote Hand in Hand gehen, entstehen vielfältige Angebote, die Gäste anziehen und die lokale Wirtschaft stärken. Die Zusammenarbeit in den Regionen ermöglicht die Teilung von Ressourcen, Nutzung von Synergien, Minimierung von Abfällen und klimafreundlicher Mobilität.

Als Leitfaden dafür wurde in einem österreichweiten Prozess die Nachhaltigkeitszertifizierung des Österreichischen Umweltzeichens für Tourismusdestinationen ins Leben gerufen. Diese Zertifizierung kann den Regionen dabei helfen, Vertrauen aufzubauen und ihre Nachhaltigkeit sichtbar zu steigern. Im besten Fall sichern sie nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern verbessern zugleich die Lebensqualität für Einheimische und Besucher. Auf diese Weise könnte der österreichische Tourismus zum Garanten für ein besseres Miteinander in den Tourismusregionen werden und eine Vorbildrolle in Europa einnehmen.

Regina Preslmair ist Expertin für nachhaltigen Tourismus beim Österr. Umweltzeichen im Klimaschutzministerium.

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