Strategien gegen Altersarmut

Derzeit treffen zwei gesellschaftliche Entwicklungen zusammen, die beide enorme Auswirkungen auf die Altersvorsorge haben: die Zunahme der Teilzeitarbeit und die abnehmende Chance von jungen Leuten, Eigentum zu erwerben. Beide Tendenzen müssen mittel- und langfristig zwangsläufig in die Altersarmut führen.
Schon in der Regierungserklärung wurde betont, dass eine verstärkte Information über die negativen Konsequenzen von Teilzeitarbeit auf die Pension notwendig ist. Das WIFO hat unlängst darauf hingewiesen, dass 73 Prozent der Mütter oft mangels Kinderbetreuungsplätzen in Teilzeit arbeiten. Gleichzeitig hat es auch die teure Pensionslücke durch Teilzeitarbeit berechnet. Eine Hilfskraft mit Durchschnittslohn und Vollzeit bekommt eine Pension von z. B. 1.219 Euro brutto monatlich. Bei 50 Prozent Teilzeit beträgt die Pension nur 840 Euro und ist damit um 380 Euro monatlich niedriger und das für 20 oder 25 Jahre Pensionsbezug. In Summe ergibt das einen Verlust von 106.000 Euro Lebenseinkommen. Das sind alarmierende Zahlen. Wenn man noch berücksichtigt, dass mangels Wohnungseigentums die Miete etwa 40 Prozent der Pension auffrisst, ist Altersarmut vorprogrammiert.
Um diese Entwicklung zu stoppen, sind schwerpunktmäßig drei Maßnahmen notwendig: Zunächst eine Bewusstseinsbildung über die „Pensionsfalle“ der Teilzeit. Es ist dies eine enorme kommunikative Herausforderung angesichts der verständlichen und immer stärker werdenden Philosophie einer Work-Life-Balance. Hier sind vor allem die Pensionsversicherungsanstalten gefordert, Aufklärung zu leisten.
Daneben ist für den Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit die Schaffung von Kindergartenplätzen für Mütter notwendig, um ihnen den Einstieg ins Erwerbsleben zu ermöglichen. Aber natürlich sind auch steuerliche Anreize notwendig. Wohnungseigentum, dessen Schaffung von der Politik jahrzehntelang vernachlässigt wurde, ist zu fördern, weil es die beste Form der Alterssicherung ist. Der Vorschlag des Finanzministers, einen Freibetrag bei der Grunderwerbssteuer aufs erste Eigentum einzuführen, wäre ein wichtiger Anfang.
Schließlich sind ergänzend zur staatlichen Pensionsvorsorge Rahmenbedingungen für die private zu treffen. Dazu gehört, wie auch schon im Regierungsprogramm vorgesehen, die Möglichkeit der Übertragung von Kapital aus einer Vorsorgekasse in eine Pensionskasse. Dem Staat würde das kein Steuergeld kosten, es wäre nur eine Art Neuordnung der zweiten und dritten Säule der Pensionsvorsorge.
Wenn Bundeskanzler und Vizekanzler richtigerweise immer wieder betonen, dass die Legislaturperiode bis zum Herbst 2024 laufen soll, weil noch viel Arbeit zu erledigen ist, so gilt dies zweifellos für eine der größten sozialpolitischen Herausforderungen unserer Zeit, den Kampf gegen die Altersarmut.
Günter Stummvoll (ÖVP) ist Sprecher der Initiative Standort
Kommentare