Keir Starmer und sein Katz-und-Maus-Spiel

Kater Larrys Leben ist unter Starmer nicht einfacher geworden. Die Weltlage auch nicht
Kater Larry kommt oft ohne Beute nach Hause. Die Mäuse in der Downing Street sind schwer zu fangen. Sein Untermieter, der britische Premierminister Keir Starmer, weiß auch, wie wichtig Geduld ist, um erfolgreich zu sein. Nach seinem Erfolg in Washington kommt Sozialdemokrat Starmer jetzt zu Hause unter Druck. Er kürzte die Entwicklungshilfe, um höhere Verteidigungsausgaben zu finanzieren, und plant den Kampf gegen den Sozialmissbrauch. Das erhoffte Wirtschaftswachstum hängt stark von der Rüstungsindustrie ab: „Kanonen statt Butter“ soll Donald Trump beeindrucken, der in Starmer „unseren Mann in Europa“ sehen könnte.
Die britische Rüstungsindustrie ist eng mit der amerikanischen verflochten. Atom-U-Boote und Kampfflugzeuge benötigen Software-Updates und Ersatzteile aus den USA. Sollte der unberechenbare Trump das Gefühl haben, Großbritannien nähere sich zu sehr der EU an, könnte diese Unterstützung gekürzt werden. London könnte überlegen, mehr Rüstungsgüter aus Frankreich und Deutschland zu beziehen, aber die Umstellung würde Jahre dauern.

Melanie Sully
Starmer war gegen den Brexit und strebt eine Annäherung an die EU an. Sein Einsatz für die Ukraine wird von der EU gelobt. Doch der gute Wille könnte sich als unzureichend erweisen, wenn es in den Verhandlungen um die harte Realität von Fischfangquoten oder die Einhaltung von EU-Vorschriften geht. Brüssel wird in jedem Dialog mit London die Rechte seiner Mitgliedstaaten wie Frankreich und Dänemark zu verteidigen wissen.
Bei Starmers Besuch in Washington stellte ihm Trump die Möglichkeit eines Handelsabkommens in Aussicht. Starmer bemühte sich, die „besondere Beziehung“ zwischen Großbritannien und den USA hervorzuheben. Trump, ein Brexit-Fan, hat nichts für die EU übrig. Jede Bevorzugung Großbritanniens könnte daher darauf abzielen, das Vereinigte Königreich durch Handelsregeln, die im Widerspruch zum EU-Recht stehen, von der EU wegzulocken. Trump ist in Großbritannien äußerst unbeliebt. Sollte er sich Moskau nach dem Krieg anbiedern, würde sich diese Haltung noch verstärken.
Es besteht in Großbritannien ein allgemeiner Konsens, dass Russland bestraft werden muss. Starmer hofft, dass sich wieder mehr junge Menschen freiwillig zum Dienst in der Armee melden, aber jüngste Umfragen zeigen, dass die Generation Z eine andere Einstellung zur Work-Life-Balance hat. Ihr Leben in der Ukraine aufs Spiel zu setzen, scheint nur noch mäßig attraktiv zu sein. Keir Starmer versucht, mit seiner Politik die EU, die USA und die Wähler für sich zu gewinnen, aber alles unter einen Hut zu bringen, wird schwierig sein.
Zur Unterstützung hat sich Starmer ein kleines Kätzchen namens Prince in 10 Downing Street geholt. Er hält den sibirischen, also russischen Stubentiger fern vom „Chief mouser“ Larry, zu groß wäre die Gefahr eines Revierkampfes. Auch hier braucht Starmer viel Diplomatie und Geduld.
Melanie Sully ist eine britische Politologin und lebt seit Langem in Österreich
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