Jahrhundertschande für die USA

So sieht ein Karnevalszug im spanischen Valencia die Annäherung Trumps an Russland
Seltsames und Ungeheuerliches geht in den internationalen Beziehungen vonstatten. Die bisher als Vorbild, Leit- und Schutzmacht betrachtete Großmacht, die USA, hat eine völlige Wende in der Ukraine-Frage hingelegt. Der Feind wurde zum Freund, der Freund zum Feind. Seien wir offen: Die Ukraine wurde verraten und mit ihr all das, was für den Westen stand. Dies kann man natürlich hinter massenwirksamen Behauptungen, für den Frieden zu sein, verstecken. Die Tatsache ändert sich dadurch nicht. Dies wäre ein Friedhofsfrieden. Das Recht auf Verteidigung wird entgegen der UNO-Charta dem Angegriffenen abgesprochen. Denjenigen, der alles verursachte, soll man nicht Aggressor nennen. Ein Land mit ehemals 40 Millionen Einwohnern wird dem Aggressor mit 140 Millionen ausgeliefert, weil der Überfallene der Schuldige sei. Der Aggressor darf nicht nur die eroberten Gebiete behalten, sondern die Übergabe von nicht eroberten Landesteilen verlangen, de facto einen Vasallenstaat anstreben.

Janos I. Szirtes
Der Überfallene soll Friedensverhandlungen führen, nachdem seine bisherige Schutzmacht ohne Mandat und ohne den Betroffenen bereits die Mehrzahl der Forderungen des Aggressors akzeptiert hatte. Freiwillig. Ein Widerspruch durch den Betroffenen wurde seitens der „Schutzmacht“ nicht nur nicht geduldet, man griff zu Verhöhnung, Erniedrigung, Lügen und Zwang. Dies widerfuhr nicht nur Selenskij, sondern auch dem König von Jordanien. Dieser Ton wird nun in die „Diplomatie“ der USA eingefügt. Wie auch die Aufgabe der bisherigen Partner, Verbündeten, Freunde gegen Silberlinge. Sogar Dankbarkeit muss man gegenüber dem Genius der internationalen Politik zeigen, der wie ein russischer Agent handelt. Man habe sich nicht bedankt. Dass dies 30-mal erfolgte, ist unwichtig. Fake News werden zur vorherrschenden Wahrheit. Zumal man als Großmacht dazu Gelegenheit, Mittel und Publikum hat. Ja, worüber soll überhaupt verhandelt werden? Über die Kapitulation? Wie im Bahnwagen bei Compiègne? Was wird man noch aufgeben? Osteuropa? Nordeuropa? Südeuropa? Den Kaukasus? Vielleicht für ein bisschen seltene Erde? Oder sogar umsonst? Diese Politik geht in die Hose.
Die Politik von Trump wird nur mehr von 35 % der Amerikaner als richtig erachtet. Dies ist der schlechteste je erhobene Wert. Allerdings widerspiegelt sich dies weder im Parlament, noch in der Administration – und wenig bei den Gerichten. Diese ziehen ihre Köpfe ein, aus Angst, der Unberechenbare trifft vielleicht als Nächsten sie. Die unmittelbare Umgebung umschmeichelt ihn gegen besseres Wissen, die Regierung mit einer nüchternen Analyse gehört der Vergangenheit an. Diktatur, wie sie im Buche steht. Jahrhundertschande für die USA. Putin muss rein gar nichts tun. Der Mann im Weißen Haus zerschlägt die USA, den Westen, die internationale Politik und der einzige Nutznießer ist Putin. Wer kann dies verstehen?
Europa hat keine Wahl: im Eigeninteresse, doch auch im Interesse der USA, muss es neben dem „Verbündeten“ eigene Wege gehen. Man kann es. Europa schafft es. Gott schütze uns vor solchen Freunden und Verbündeten wie das derzeitige Washington. Mit Feinden werden wir selbst fertig.
Janos I. Szirtes ist Politikwissenschafter, lebt in Budapest, war Journalist und Diplomat
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