Indische Asylanträge als Chance

Indische Asylanträge als Chance
Wie wir den Arbeitskräftemangel intelligent bekämpfen können

Die meisten Asylanträge werden derzeit von Menschen aus Indien gestellt. Das ist eine Chance für uns, dem Arbeitskräftemangel eine zusätzliche Antwort entgegenzusetzen. Und die müssen wir ergreifen. Die demografische Entwicklung ist eine Schlüsselherausforderung unserer Zeit. Neben Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung gehört sie zu den vier Ds, den zentralen Veränderungstreibern. Wir stehen vor der Situation, dass einerseits eine ganze Generation Babyboomer frühzeitig in Pension geht und andererseits zu wenig Nachwuchs nachkommt.

Dieses Problem als Fachkräftemangel zusammenzufassen, ist zu kurz gefasst. Es geht um einen umfassenden Arbeitskräftemangel. Die Lage ist in der gesamten Bauindustrie alarmierend. So haben wir bei der PORR in Österreich rund 400 bis 500 Stellen ausgeschrieben. Wir suchen quer durch die Bank gewerbliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, oft ganze Partien. Aber wir brauchen auch mehr Hochschulabsolventinnen und -absolventen.

Das Problem muss von zwei Seiten her angegangen werden. Auf der einen Seite ist es wichtig, dass wir die Hürden überwinden, die es für Unternehmen verkomplizieren, ältere Arbeitnehmer für kurzfristige Zeiträume einzustellen. Hier müssen Maßnahmen geschaffen werden, die das attraktiver machen.

Gezielte Zugangspolitik

Vor dem Hintergrund der steigenden Zahl der Asylanträge aus Indien gibt es einen Bedarf nach einer gezielten Zugangspolitik – gerade aus dem asiatischen Raum. Wir bekommen viele Anträge von Leuten in Indien, die für die PORR arbeiten wollen. Die Visabedingungen sind allerdings extrem erschwert und in vielen Ländern sind die Botschaften mit den Anträgen überfordert. In Rumänien warten wir bereits seit einem Jahr darauf, dass die Papierwege erledigt werden.

Bauen ist ein People Business. Als Unternehmen sind wir selbst sehr aktiv: Wir suchen nicht nur neue Fachkräfte, sondern setzen stark auf die Entwicklung unserer bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Derzeit bildet die PORR 400 Lehrlinge österreichweit aus, und es ist unser dezidiertes Ziel, sie auch alle im Unternehmen zu halten.

Wir setzen insgesamt auf verstärkte innerbetriebliche Ausbildung mit lebenslangem Lernen. Zudem rollen wir unser internes Schulungstool PORR Academy in weitere Länder aus: derzeit in Polen und Deutschland, als nächstes in Rumänien. Als Unternehmen setzen wir also aktiv Schritte, um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns zu gewinnen. Und – das ist der Schlüssel - sie auch zu halten.

Ohne strukturelle Veränderungen bleibt der Arbeitskräftemangel aber ein gesamtwirtschaftliches Problem. Dazu gehört auch, die derzeitige Lage rund um die Asylanträge aus Indien als Chance zu begreifen und flexibel und kreativ darauf zu reagieren.

Karl-Heinz Strauss ist CEO des Baukonzerns Porr.

Kommentare