Hin zu Zukunftsstrategien
Die Regierungspolitik der letzten Jahre seit Beginn der Pandemie war vom Krisenmanagement dominiert, das uns im Großen und Ganzen gut durch die Krise gebracht hat. Viele Milliarden an Förderungen und Entlastungen wurden eingesetzt, um einen Zusammenbruch von Firmen zu verhindern und den Menschen zu helfen, ihr Leben finanzieren zu können. Nun ist es aber notwendig, vom Krisenmodus schrittweise zu Zukunftsstrategien zu wechseln. Erste Erfolge sind schon 2022 geglückt, nur zwei seien erwähnt: die Abschaffung der kalten Progression und die Valorisierung wichtiger Sozialleistungen sind seit vielen Jahren geforderte strukturelle Reformen mit langfristiger Wirkung in die Zukunft.
Eine zentrale Herausforderung für die Zukunft ist der Arbeits- und Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt. Um ihn zu beheben, bedarf es einer zukunftsorientierten Arbeitsmarktpolitik, die alle Potenziale hebt und Anreize für Arbeit und nicht für Arbeitslosigkeit fördert.
Denn nur mit ausreichenden Arbeits- und Fachkräften kann die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich gesichert werden.
Vorschläge dazu gibt es genug: Beschäftigungsanreize für ältere Arbeitskräfte, um über das Pensionsalter hinaus im Arbeitsprozess zu bleiben oder auch in der Pension eine Arbeit aufzunehmen, durch Abschaffung oder zumindest Herabsetzung der Pensionsversicherungsbeiträge in diesen Fällen. Länger arbeiten wird nur funktionieren, wenn es sich auch lohnt.
Am Beginn des Arbeitslebens kann vor allem für Frauen der Ausbau der Kinderbetreuung Anreize für mehr Arbeitsstunden geben. Das verringert auch die Gefahr der Altersarmut. Denn wenn Pensionsbeiträge für zum Beispiel 20 Stunden pro Woche entrichtet werden, statt für 40 Stunden, kürzt das in Zukunft die Pension um 50 Prozent. Hier ist zweifellos auch eine Kommunikationsstrategie notwendig angesichts der verständlichen Wünsche nach einer guten Work-Life-Balance und mehr Flexibilität und Freiheit bei der Arbeitszeit.
Ein Ausschöpfen des heimischen Arbeitskräftepotenzials wird aber angesichts des demografischen Wandels nicht ausreichen. Es bedarf vielmehr auch einer qualifizierten, gezielten Zuwanderung. Wer nach Österreich kommt, sollten nicht Schlepper entscheiden, sondern die Betriebe. Es geht einfach darum, wie dies unlängst WIFO-Chef Felbermayr in einem KURIER-Interviewtreffend formuliert hat: die „richtigen“ Leute ins Land zu holen. Das bedarf besonderer Anstrengungen, denn es gibt fast einen globalen Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte. Herausforderungen für Zukunftsstrategien gibt es auch in vielen anderen Bereichen, vom Staatshaushalt und der Notwendigkeit der Stabilisierung der Staatsfinanzen über das Pensions- und Gesundheitssystem bis zu Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologien.
Günter Stummvoll ist Sprecher der Initiative Standort
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