Heraus aus der Ohnmacht!

Heraus aus der Ohnmacht!
Die Pandemie zeigt Chancen für die Schulen auf

Wenn über Schule im Zusammenhang mit Corona berichtet wird, gibt es nur ein Hauptthema: Wie viele Schulen sind betroffen, wie viele Klassen geschlossen.?

Minister beantworten statistische Fragen. Zufrieden mit niedrigen Zahlen, obwohl sie die Situation nicht beeinflussen können. Interessant ist das auch nur, weil Maßnahmen in der Betreuungsfrage die Gesellschaft lahmlegen können, unabhängig von den inhaltlichen Aufgaben und Zielen der Schule.

Eines hat sich jedenfalls gezeigt -– die Schule fehlt! Mitschüler, Regelmäßigkeit, Rituale fehlen. Und, ein Kompliment: Die Lehrer fehlen. Bisher bediente Klischees sind falsch, denn die Schule wird von vielen anerkannt. Jetzt könnte die Jammerei beginnen: Wieso läuft es nicht mehr so wie früher? Wie könnte man die alte Situation wieder herstellen? Es wird nichts mehr so wie früher sein. Auch wenn die Pandemie vorbei ist. Weil wir Erfahrungen gemacht haben, die nicht mehr wegzulöschen sind. Es gibt kein Zurück in die Vergangenheit. Die Zukunft ist eine andere geworden. Erfahrungen sind dazugekommen, Erwartungen haben sich verändert – träumen wir von dieser Zukunft!

Visionen sind keine Krankheit, sondern die Basis für die Entwicklung und Gestaltung. Und das ist die Kernaufgabe von Schule; Junge Menschen auf ihre und damit auch auf unsere Zukunft vorzubereiten.

Einige Beispiele? Die Bedeutung von „Digitalisierung“, meist auf Ausstattung reduziert. Schülern muss man die digitale Welt nicht erklären. Wesentlich ist, wie man mit den Informationen und Möglichkeiten, die man erhält umgeht, wie man sie bewertet und wofür man sie einsetzt. Es ist also eine Wertefrage. Vielleicht ist intellektuelles Denken in einer digitalisierten Welt wichtiger als die Vermittlung von Fertigkeiten und Techniken. Die Skepsis gegenüber Wissenschaft ist Hintergrund von teilweise obskuren Argumentationen. Wie gelingt es, der Jugend wissenschaftsbezogenes Denken zu vermitteln?

Die Organisation der Matura als Zugang zur Universitätsreife ist auch ein Thema.

Erfreulicherweise gibt es Maturanten, die ihr Können zeigen wollen. Eine neue Definition der „Universitätsreife“ wäre aber angesagt. Die Isolation durch Quarantänemaßnahmen ist eine Belastung, denn Schule ist wichtiger Ort der Begegnung und der Gemeinschaft.

Entwicklung sozialer Kompetenz ist nicht Beliebigkeit, sondern Wertevermittlung – fördern wir dieses Bewusstsein!

Wesentlich ist nicht das statistische Aufzählen von Klassenschließungen oder provozierte Prüfungen im Freien vor dem Kassenzimmerfenster. Es geht nicht um das Bejammern der Gegenwart und das Erklären von Statistiken. Wesentlich sind die Schlüsse und Perspektiven für die Schule. Diese Krise hat viele Fragen gestellt. Sehen wir das als Chance.

Fritz Enzenhofer war Präsident des Landesschulrates Oberösterreich.

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