Ferienbetreuung dringend gesucht

Ferienbetreuung dringend gesucht
Warum das Angebot verbessert werden muss. Ein Gastkommentar von Karin Zimmermann.

„Meine Mädels gehen in einen Vorkindergarten. Der hat fünf Wochen im Sommer zu, zwei Wochen zu Weihnachten, eine Woche zu Ostern. Habe ich die Herbstferien schon erwähnt? Wenn wir die Großeltern nicht hätten, wäre es echt ein Wahnsinn.“

So schildert uns eine steirische Mutter ihre Situation. Und sie ist damit bei Weitem nicht allein. Die Sommerferien stehen vor der Tür und wieder einmal wissen viele Eltern nicht, wie sie diese überstehen sollen.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts SORA weiß mehr als ein Viertel der Familien mit Kindern nicht, wie es eine durchgehende Betreuung der Kinder im Sommer sicherstellen soll, und geht in diesem Betreuungschaos unter. Insgesamt 14 Wochen Schulferien im Jahr müssen Eltern überbrücken. Auch im Kindergarten gibt es durchschnittlich über ganz Österreich jährlich 25 Schließtage, in Tirol gar 38.

Das geht sich mit fünf Urlaubswochen beim besten Willen nicht aus. Externe Ferienbetreuungsangebote gibt es – regional unterschiedlich – zwar, für viele sind diese aber nicht leistbar. Bereits 2020 haben in der besagten Umfrage 44 Prozent der Befragten angegeben, dass sie sich eine externe Ferienbetreuung für die Kinder nicht leisten können. In diesem Jahr kommt hinzu, dass die Menschen unter der massiven Teuerung leiden und vor allem viele Alleinerzieher:innen und Eltern nicht mehr wissen, wie sie sich das Leben leisten sollen.

Die Politik schweigt dazu oder – wie im Fall der neuen Landesregierung in Salzburg – plant, sich mit einer „Herdprämie“ von dieser Verantwortung freizukaufen. Die Verantwortlichen tun so, als wäre das ein individuelles Problem. Aber es ist nicht das Problem der Eltern. Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass es Eltern ermöglicht wird, voll am Erwerbsleben teilzuhaben, und es ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe, dass alle Kinder bildungspolitisch die besten Chancen haben – dazu gehört eine flächendeckende und leistbare Ferienbetreuung.

Wir Gewerkschaftsfrauen fordern deshalb, dass die Regierung und alle Bundesländer ihre Verantwortung wahrnehmen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie endlich vorantreiben.

Gerade angesichts des Arbeitskräftebedarfs sollte man Eltern in Fragen der Vereinbarkeit bestmöglich unterstützen. 100.000 Teilzeitarbeitskräfte möchten ihre Stunden gerne aufstocken. VIF-konforme Kinderbildungsplätze, also Kinderbetreuung, die Vollzeitarbeit ermöglicht, sind ein wichtiger Faktor. Zusätzlich fordern wir einen Rechtsanspruch auf mindestens drei Wochen Urlaub in den Sommerferien für Eltern mit schulpflichtigen Kindern und eine sechste Urlaubswoche für alle. Damit Familien nicht jeden Sommer erneut mit ihrem Urlaub jonglieren müssen, um die neunwöchige Betreuungsdurststrecke zu bewältigen.

Karin Zimmermann ist ÖGB-Bundesfrauensekretärin

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