Das Wien Museum ist architektonischer Bastard

Der Karlsplatz, und insbesondere der Raum vor der Karlskirche ist ein besonderer Raum im historischen Zentrum von Wien. Dieser Raum wird durch den barocken Prachtbau der Karlskirche, der Technischen Universität, der Gebäudeeinheit des Wienmuseums mit dem Winterthurhaus, dem Musikvereinsgebäude und dem neulich renovierten Künstlerhaus gebildet. In diesem Raum befinden sich die Persönlichkeitsdenkmäler für Siegfried Markus, Josef Madersperger, Joseph Ressel und Johannes Brahms. Obwohl das Wienmuseum als wichtiges Bauwerk der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz steht, wird es seit 2021 bis zur Unkenntlichkeit unter ihrem Direktor Matti Bunzl umgebaut. Über dem Gebäude werden drei neue Stockwerke aufgepfropft. Ein architektonischer Bastard entsteht. Zusätzlich wurden dem Bastard ein 28 Meter langer Vorbau mit Betonbalken in zehn Meter Höhe in den Resselpark hineingebaut, der jetzt hinter der Bauumzäunung sichtbar wurde.
Zum Entsetzen vieler Wiener werden damit grüne Teile des Resselparks versiegelt und verbaut. Beiliegendes Foto zeigt die kürzlich aufgestellten Betonpfeiler und Betonquerbalken. In den bisher bekannten Visualisierungen sind diese Betonbalken nirgends zu sehen.
Im Masterplan Glacis wird die überragende Bedeutung der diesen Platz prägenden Karlskirche erwähnt. Dementsprechend sollte bei künftigen Entwicklungen auf Sichtbeziehungen Bedacht zu nehmen.
Und genau das wird jetzt unter Bürgermeister Michael Ludwig nicht gemacht – im Erläuterungsbericht zum Flächenwidmungsplan Nr. 8190 des Karlsplatzes ist zu lesen dass der Zugang zum Wien Museum durch die Vegetation verstellt ist (sic).
Anstatt dass man sich freut, dass es Grünflächen mit Bäumen und Gebüsch gibt, beklagt der unter Maria Vassilakou erstellte Flächenwidmungsplan 8190, dass „die Vegetation störe“. Daher lässt sie, und auch ihr damaliger Mitarbeiter Dr. Bernhard Steger, jetziger Leiter der MA21, eine Teilfläche mit der Bauklasse II mit Gebäudehöhe 10,5 m (das entspricht drei Stockwerken !) verbauen, um „die Errichtung eines zusätzlichen Foyers für das Wienmuseum bauen zu lassen“.
Eine weitere zusätzliche Zerstörung ist geplant, indem nun auch die Zürich-Versicherung, die 45 Häuser in Wien besitzt, auf ihrem Bürohaus, dem Winterthurhaus neben der Karlskirche, drei Stockwerke aufsetzen will.
Diese unselige Erlaubnis gab ihr die Stadt Wien mit ihrem Gemeinderatsbeschluss vom 27.6.2017 des Flächenwidmungsplan PD8190. Der Karlsplatz liegt in der Kernzone des Weltkulturerbes Historisches Zentrum von Wien. Innerhalb dieser Zone hat der historische Baubestand eine hohe Bedeutung. Schade, dass ein schöner Ort im Zentrum von Wien durch die Untätigkeit des Bundesdenkmalamtes und der Stadtplanung zerstört wird. Wien beweist, dass es mit seinem Weltkulturerbe nicht umgehen kann.
Herbert Rasinger ist Obmann der Initiative Stadtbildschutz
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