Die Flüchtlingswelle von 2015 hatte die Strache-FPÖ sogar bis über 30 Prozent gespült und fast zu einem Bundespräsidenten Hofer geführt. Die ÖVP suchte als Juniorpartner in der Regierung nach Tritt und Themen, war intern zerstritten und konnte die Kern-SPÖ nicht mehr ausstehen. Auch heute wirkt es fallweise, als wären die Schwarzen der kleinere Teil der Regierung.
Kein Typ Kurz zur Hand
Die Grünen diktieren die politische Tagesordnung via Justiz- und Klimaressort, lassen keinen Tag vergehen, ohne auf vermeintliche Korruptionsfälle des Regierungspartners hinzuweisen. Was passt, ist so wie damals die persönliche Beziehung der beiden Parteichefs, viel mehr aber nicht. Schwarze Landeshauptleute lassen den eigenen Innenminister auflaufen, diesmal heißt er Karner und nicht mehr Mikl-Leitner.
Doch die ÖVP hat heute keinen Typ Kurz in der Hinterhand, der den Mut hätte, auch mit schlechten Umfragewerten Neuwahlen auszurufen. Dabei wäre die Botschaft kommunizierbar, dass das Bild vom „Besten aus beiden Welten“ mit den Grünen einfach falsch ist. In der Koalition mit den Grünen wird die ÖVP weiter gedemütigt, ohne ihre Themen forcieren zu können. Sie braucht einen Befreiungsschlag.
Schwächen der anderen
Und die SPÖ? Auch hier drängt sich ein Vergleich mit 2017 auf. Eine Antwort auf die Migrationsfrage hatte sie auch damals nicht, Parteichef Kern zauderte. Man hoffte auf einen Wahlsieg vor allem durch die Schwächen der anderen, die Grünen waren ja von Peter Pilz gerade in die Luft gesprengt worden. Der Standard hyperventiliert auch heute weiter bei allem, was von der ÖVP kommt.
Neuwahlen werden in Österreich zumeist mit dem Argument, dass das Land dann ein halbes Jahr stillstehen würde, abgelehnt. Das müsste nicht sein. In Dänemark ist die Regierung am 2. Oktober abgetreten, die Neuwahlen fanden schon am 1. November statt. Warum dauert das bei uns so lange?
Besser geworden ist die politische Landschaft in Dänemark zwar nicht, auch in Österreich könnte die Lage nach Neuwahlen verwirrender sein, eine Koalitionsbildung schwierig werden. Aber ausschließen sollte man den Schritt nicht mehr. So wie es jetzt läuft, kann keine Partei mehr mit ihrer Situation zufrieden sein. Außer die FPÖ.
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