Familien brauchen mehr als einen Bonus

Ab 1. Jänner gibt es eine finanzielle Entlastung für Österreichs Eltern. Die institutionelle steht noch aus.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

In einer Woche ist es soweit: Mit dem Familienbonus plus tritt für Familien die „größte Entlastung in der Geschichte der Zweiten Republik“ in Kraft.

So sagt es Bundeskanzler Sebastian Kurz.

So wird es auch vom Koalitionspartner ventiliert.

Und selbst mit der gebotenen Äquidistanz zu politischen Akteuren darf man festhalten: Eine Steuer-Entlastung von 1500 Euro pro Kind und Jahr ist für eine durchschnittliche Familie jedenfalls eine Erleichterung.

Und dennoch sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass es Familien nach wie vor schwer haben. Wer sich in Kindergärten, Pflichtschulen oder im Büro mit Eltern unterhält, weiß: Oft noch belastender als die finanziellen Bürden ist die Frage der Betreuung, oder genauer: der drohenden Nicht-Betreuung der Kinder.

Laut einer vom Oktober stammenden Studie der Uni Wien arbeiten von den Müttern zwischen 30 und 40 Jahren gerade einmal sieben Prozent in Teilzeit, weil sie es wollen. Die restlichen 93 von 100 müssen es tun.

Weil der Kindergarten zu kurz geöffnet hat; weil der Hort am Nachmittag zu zeitig schließt; weil die früher leichter greifbaren Großeltern in einem entfernten Bundesland leben, selbst noch arbeiten, und, und, und.

„Die Betreuungseinrichtungen müssen sich stärker an den Bedürfnissen der Eltern orientieren“, heißt es im Regierungsprogramm. Und man will der Regierung zurufen: „Ja, unbedingt! Bitte macht das sofort!“

Denn solange 93 Prozent aller Mütter – und damit Familien – nicht so arbeiten und leben können, wie sie wollen, weil die Betreuungssituation das nicht hergibt, bleibt bei der „größten Familien-Entlastung der Zweiten Republik“ ein irgendwie seltsamer Beigeschmack.

Kommentare