Diversität setzt sich durch

Diversität setzt sich durch
Warum etwa Amazon erfolgreich mit einer Muslima wirbt

Wer in den vergangenen Wochen die neue Werbelinie von Amazon bemerkt hat, konnte sehen, dass der US-Konzern mit der Vielfalt seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wirbt: Eine Muslima mit Kopftuch, ein Flüchtling, der Asyl erhalten hat, oder ein junger Mann mit Downsyndrom – sie alle arbeiten beim Online-Versandhändler. Über die junge Muslima erfahren wir, dass sie aufgrund ihres Kopftuchs ihre Ausbildung abgebrochen und später bei Amazon den „Sprung ins Management“ geschafft hat. Warum werben immer mehr Unternehmen mit der Vielfalt ihrer MitarbeiterInnen? Eine reine Marketingmaßnahme?

Weit gefehlt. Ein vielfältiges, diverses Team schafft mehr Produktivität und besitzt mehr Kreativität. Ein Diversity-Mix garantiert höheren Umsatz wie höhere Gewinne. Unzählige Studien wie jene der niederländischen Wissenschaftlerin Astrid Homan oder die umfangreiche Erhebung des Beratungsunternehmens McKinsey (bei 1007 internationalen Unternehmen) bestätigen dies: Der Unternehmenserfolg durch Diversität ist messbar. Aber ein Kulturwandel dauert und braucht Zeit.

Etliche Unternehmen wollen diesen Prozess aus Wettbewerbsgründen beschleunigen und setzen dabei auf Diversity-Strategie. Damit meint man einen internen, aktiven Prozess, der alle Ebenen eines Unternehmens auf eine gemeinsame neue werteorientierte Kultur einschwört. Ziel ist es, das Unternehmen von innen heraus diverser zu gestalten, die Gruppenintelligenz zu steigern und im Idealfall ein wertschätzendes wie vorurteilsfreies Arbeitsfeld zu schaffen. Dazu sind Maßnahmen notwendig, wie zum Beispiel mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, mehr MitarbeiterInnen mit unterschiedlichen Biografien, Werten und verschiedenen Herangehensweisen einzustellen. Das Entscheidende ist aber, dass Diversity in der Führungsebene glaubwürdig gelebt wird. Dabei muss jedes Unternehmen seinen eignen, strategischen Weg finden. Es gibt keine „One-Size-Fits-All“-Lösung. Vielfältige Teams können – gut gemanagt – hervorragende Leistungen erbringen und – schlecht gemanagt – zu unnötigen Spannungen führen. Deshalb werden diese Prozesse auch von externen ExpertInnen begleitet. Am Ende lohnen sich diese Anstrengungen und werden wahrgenommen: Bei KundInnen oder High-Potentials, die auf Jobsuche sind.

Die Generation Z, die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängt, denkt anders als die Generation X oder die Millennials. Ihnen ist die Wertehaltung eines Unternehmens oft wichtiger als die Bezahlung, Work-Life-Balance und Homeoffice lieber als „höher, schneller, weiter“. Diese Generation hat Diversität bereits verinnerlicht. Hand aufs Herz: Hätten Sie einer Schulabbrecherin wie Hatice einen Job gegeben? Jener jungen Frau mit Kopftuch bei Amazon? Eben.

Karin Strobl ist PR- und Strategieberaterin in Wien

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