Auf Distanz

Die Distanz ist auf allen Ebenen eingezogen. Ein Geschäftsführer eines internationalen Konzerns erzählt, dass er im Büro kein eigenes Büro mehr hat, er sich dort an einen leeren Schreibtisch setzt, letztens neben dem Praktikanten, weil sonst niemand da ist. Ein Trainee, eben eingestiegen in einen internationalen Konzern, erzählt, dass er vier von fünf Tage allein im Homeoffice sitzt. Dort wartet er auf Anweisungen, was zu tun ist. Man erwarte nichts von ihm im ersten Trainee-Jahr, weil das Einarbeiten unter den Umständen eben dauere.
Es ist interessant, mit welcher Leichtigkeit Unternehmen die Nachteile dieser eingezogenen Distanz hinnehmen.
New Work ist die neue Freiheit für Mitarbeiter, ist Fernarbeit, ist projektbezogenes Arbeiten, ist wenig Kontrolle und viel Vertrauen. Alles für sich gut. New Work ist aber auch eine neue Einsamkeit der Mitarbeiter, ist Solo-Arbeit statt Teamarbeit, ist stark reduzierte Identifikation mit dem Unternehmen, ist Nüchternheit und Verlust. Weil das verschränkte Arbeiten ohne direkten Kontakt leidet und an den Schnittstellen viel verloren geht.
Wir haben ein neues Inseldasein entwickelt – und das in einer Welt, die Kollaboration als stärkste Kraft sieht. Distanz und Ferne sind Trends, die auch wieder einen Gegentrend auslösen werden. Denn: Wir brauchen einander, analog und physisch.

Sandra Baierl Kommentar
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