Der aktuelle Brandherd heißt wieder einmal Syrien. Der Brandbeschleuniger heißt Donald Trump. Er hat mit dem Abzug der US-Soldaten aus dem Norden dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan geholfen, dort einzufallen, eine „Sicherheitszone“ für Flüchtlinge einzurichten und die verhassten Kurden dort loszuwerden.
Dass die Idee doch keine gute war, kam dem Präsidentendarsteller aus dem Reality-Soap-Fach mutmaßlich morgens auf dem goldenen Thron, als er twitterte: „Wenn die Türkei irgendetwas unternimmt, was ich in meiner großartigen und unvergleichlichen Weisheit für tabu halte, werde ich die türkische Wirtschaft vollständig zerstören.“ Nur um den Kurden, die er fallen ließ, auszurichten: „Sie haben uns nicht im Zweiten Weltkrieg geholfen, sie haben uns beispielsweise nicht in der Normandie geholfen.“
Das ist krank. Die Folgen sind kaum absehbar – vom Wiedererstarken des „Islamischen Staates“, den die Kurden bekämpft hatten, bis zu regionalpolitischen Beben.
Stimmt: Die Amerikaner haben als Weltpolizist früher manch’ Unfug getrieben. Aber wenn der Unfug zur DNA des US-Präsidenten wird – was wird dann aus der Welt?
Dummerweise ist Europa aus anderen Gründen ungeeignet/unfähig, die Welt zu retten. Mit Truppen ja sowieso nicht, aber auch nicht mit Außenpolitik. In Nahost spielte Europa noch nie eine ordnende Rolle: Nicht im israelisch-arabischen Konflikt, weil zu araberfreundlich. Nicht im Syrien-Krieg, wo man sich wegduckte. In Sachen Iran/Atomdeal hatte man eine Meinung (Teheran hält sich an den Deal), aber keine Haltung (der US-Druck war zu groß). Und vor Erdoğan sitzt man wie das Kaninchen vor Schlange, die klappert und droht, Europa mit Flüchtlingen zu fluten. Insgeheim mag manch’ Europäer denken: Eh gut, wenn Millionen im vom Türken geschaffenen Korridor gehalten werden, wir haben mit Brexit genug zu tun.
Fakt ist: Wer die Welt nur aus seiner kleinen Perspektive sieht, so wie Trump, oder sich raushält, so wie Europa, überlässt sie anderen. Den Erdoğans, den Putins, den Chinesen, die genau wissen, was sie damit anfangen wollen. Und keinen Gegenwind zu fürchten brauchen.
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