Das Zinsendilemma: Ein bissl was und nichts

Die neuerliche Erhöhung trifft Kreditnehmer mit variablen Verträgen. Die allermeisten werden diesen Schritt verkraften. Pro 100.000 Euro Kreditsumme werden 20 Euro monatlich mehr fällig. Doch die Angst, die damit verbreitet wird, stoppt ganze Branchen vor neuen Investitionen, lässt Wohnbauprojekte unverkauft leer stehen, die restriktiven Kreditvergabe-Richtlinien in Österreich erledigen den Rest. Ab geht es in die Rezession, dann dreht sich die Angstspirale noch schneller. Wirtschaft findet anhand von Zahlen und Fakten statt, aber negative Psychologie hat einen enormen Einfluss.

Die Zinspolitik war bisher das wichtigste Instrument der Währungshüter, um das Ziel einer Inflation von zwei Prozent zu erreichen. Doch mittlerweile müssen wir erkennen, dass dieses Instrument nicht mehr ausreicht. Was es also jetzt zusätzlich zu hohen Zinsen und positiver Stimmung braucht? Europa muss sich im globalen Wettbewerb wieder als Wirtschaftsmacht platzieren und den eigenen Standort schützen – und das mit aller Kraft und ohne Rücksicht auf eingefahrene Strukturen. In den USA, China, Indien und dem Arabischen Raum wird knallhart das getan, was deren Unternehmen hilft.

In Europa legen wir den heimischen Firmen eher bürokratische Hürden, Verbote, überbordende sozial- und umweltpolitische Steine in den Weg. Hilft der Staat in schwierigen Zeiten mal aus, kommen die Wettbewerbshüter. Wer in Europa ein anderes Unternehmen übernehmen will, wird per Kartellrecht daran eher gehindert, während in anderen Teilen der Welt die Marktführer das große Geschäft machen. Die klare Kampfansage von Ursula von der Leyen gegenüber den chinesischen Autobauern geht endlich einmal in die richtige Richtung.

Und: Die nächste Lohnrunde wird entscheidend sein. Nicht nur das, was brutto am Lohnzettel steht, darf entscheidend sein. Zur Frage der Erhaltung der Kaufkraft müssen auch die Abschaffung der Kalten Progression, Steuersenkungen oder Unterstützungsleistungen des Staates zählen. Eine nochmalige Lohnsteigerung im fast zweistelligen Bereich kann sich die Wirtschaft nicht mehr leisten. Dann wird die Inflation irgendwann zum kleineren Problem, das wir in Österreich haben.

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