Der Urlaub ist auch nur eine Form der Umverteilung

Urlaube, Quarantänen, Pflegetage – Ausfälle sind Normalität. Und obwohl es meist kein Extra-Personal gibt, geht es dann doch irgendwie.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Sie haben demnächst ein paar Wochen frei? Schön, ich auch. Und alle Kolleginnen rund um mich ebenso. Unsere Urlaubsliste ist ein ausgetüfteltes Meisterwerk. Wer, wann und wie lange in die Erholung geht, wurde penibel geplant. Mit Rücksicht auf Wünsche, Kinderbetreuungsagenden, Partner-Urlaube, Ressortagenden. Überschneidungen sind unumgänglich. Das schafft eine Knappheit.

Urlaube sind Umverteilungen

Wir müssen anerkennen: Urlaube sind Umverteilungen im großen Stil. Ressourcen gehen nicht mehr ihren gewohnten Gang, sondern werden anders kanalisiert.

Entlastet und Belastet

Ein Beispiel: Ich gehe drei Wochen auf Urlaub und meine Kraft fließt in die Betreuung unserer Tochter, unseres Hundes, des Mannes und ein bisschen in mich selbst (die Reihenfolge ist rein zufällig). Dafür wird der Kindergarten entlastet, weil wir ja in dieser Zeit nicht da sind und das sozusagen übernehmen. Sehr gern natürlich. Gleichzeitig wird meine Kollegin belastet, weil sie meine Agenden übernimmt, das Ressort muss mehr leisten, um das Fehlen einer Person zu kompensieren. Und so geht das von Woche zu Woche, von Person zu Person, bis die große Urlaubszeit vorbei ist.

Was kommt danach?

Und was kommt dann? Die nächste Pandemiewelle? Die Grippe? Dienstreisen? Büroschließungen zur Energieersparnis? Pflegeurlaube?

Der Ausfall ist Normalität geworden, das Löcherstopfen hört nicht auf und die Umverteilung geht heiter weiter, das gesamte Jahr über. Das sind Realitäten, auf die man sich einstellen muss.

Warum das alles so besonders schwierig ist? Weil sich Firmen kein Extra-Personal mehr leisten können (oder wollen), es bei Ausfällen immer knapp ist. Aber meist geht es dann ja doch irgendwie, weil irgendwer oder alle zusammen es möglich machen. In diesem Sinne: Genießen Sie Ihren Urlaub!

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