Dass diese beiden Parteien dennoch zusammenfinden können, hat Niederösterreich bewiesen. Da wurde gezeigt, wie stark man sich in der Politik verbiegen kann, um für unmöglich gehaltene Koalitionen dennoch auf die Welt zu bringen. Nach den Verbalattacken und Beleidigungen von Udo Landbauer gegen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner während des Wahlkampfes hatte niemand mehr damit gerechnet, dass die beiden nach der Wahl überhaupt zu Gesprächen zusammenfinden würden. Dazu kam die Abrechnung von Herbert Kickl mit Mikl-Leitner, die er noch immer für seinen ungewollten Ibiza-Abschied aus dem Innenministerium verantwortlich macht.
Dennoch haben sich ÖVP und FPÖ jetzt zusammengerauft und werden Niederösterreich gemeinsam ihren politischen Stempel aufdrücken. Bis hin zu einem eigenartigen 30-Millionen-Euro-Fonds, mit dem die Rückzahlung von Strafen für alle jene bewerkstelligt werden soll, die sich den Corona-Maßnahmen widersetzt hatten. Zum Glück wurde das bei der Präsentation nicht mit „Das Beste aus beiden Welten“ begründet, das wäre doch zu zynisch gewesen.
Jedenfalls ist es mit diesem schwarz-blauen Probelauf wahrscheinlicher geworden, dass es nach der Nationalratswahl 2024 auch auf Bundesebene eine Zusammenarbeit zwischen ÖVP und FPÖ geben kann. Mit Niederösterreich und Oberösterreich werden nun bereits zwei große Bundesländer von diesen beiden Parteien regiert. Noch dazu wollte ÖVP-Klubobmann August Wöginger diese Woche bei einem ORF-Interview nicht wirklich einen Trennstrich zu Herbert Kickl ziehen.
Ein Faktor in dieser Entwicklung ist auch die Rolle der SPÖ. Da weiß die Partei noch immer nicht, wie sie mit den Freiheitlichen umgehen soll. So hat Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner zuletzt in einem ZiB 2-Interview erneut die Tür zur kompletten FPÖ zugeschlagen. Nicht nur zu Herbert Kickl. Auch als Abgrenzung zu ihrem innerparteilichen Gegner Hans Peter Doskozil, der in seinem ersten Jahr als burgenländischer Landeshauptmann mit den Blauen regiert hatte. Dabei ist man sich mit den Freiheitlichen bei so manchen Sozialthemen einiger als mit allen anderen Parteien.
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