Dabei waren die Freiheitlichen vor Kurzem noch maustot, nein: scheintot. Nach dem Ibiza-Video, das ihre schmutzige Vorstellung von Politik dokumentierte, und dem Fußtritt, den Sebastian Kurz den Blauen versetzte, verloren sie Wahl um Wahl. So wie knapp zwei Jahrzehnte davor, als sie sich in der Koalition mit Wolfgang Schüssel in die Luft sprengten. Der FPÖ ging es wie Ikarus: Nahe an der Sonne war Schluss.
Der Mythos, dass die Freiheitlichen in Regierungsverantwortung mangels Fähigkeit an sich selbst scheitern, mag stimmen. Aber in ihrer angestammten Rolle des Beißers in der Opposition kehrt die FPÖ, anders als Ikarus, stets gestärkt zurück.
Diesmal kamen ihr Corona und Krieg zupass. Der demonstrative Politrabauke Herbert Kickl machte sich ungeniert zum Anwalt der Corona-Leugner und Impfgegner (dafür speiste er angeblich gar Pferdeentwurmungsmittel). Seine Truppe schürt die Ängste vor dem Weltuntergang, wenn man die Ukraine unterstützt, und verliert kein böses Wort über Putin. Und sie sammelt jene ein, die sich das Gender-I und die Cancel Culture nicht vorschreiben, das Auto nicht verbieten und kein Windrad vor die Haustür setzen lassen wollen. Vom Asylwerber in angeblich jedem Garten nicht zu reden.
Es geht gegen das „System“, das „politische Establishment“. Die anderen Parteien, die unter politischer Kultur (als Gegenmodell zur freiheitlichen Unkultur und Hetze) selbst nur Streit und Hader verstehen, haben dem nichts entgegen zu setzen. Und nichts verstanden.
Donald Trump hat mit diesem Anti-Establishment-Impetus einst die Wahlen in den USA gewonnen. In Österreich ist die FPÖ auf ähnlichem Weg. Amerika hat Trump überlebt, Italien wird Rechtspopulisten wie Giorgia Meloni überleben. Und vielleicht erübrigen sich die Freiheitlichen dann, wenn sie tatsächlich einmal am Sonnenplatz angekommen sind. Vorher ist vermutlich keine Ruh’.
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