Der Ernst des Lebens heißt jetzt Energiesparen
Zu Schulbeginn hieß es früher immer: „Heute beginnt der Ernst des Lebens.“
Was immer damit gemeint war – das frühere Aufstehen, ruhiges Sitzen in der Klasse oder das nachmittägige Schreiben von Hausübungen – ist mit dem Ernst des bevorstehenden Herbstes nicht vergleichbar.
Wenn also heute für knapp die Hälfte der rund 1,2 Millionen Schülerinnen und Schüler und damit auch für deren Eltern wieder mehr Struktur in den Tagesablauf kommt, gilt es auch, die Kinder auf die nächsten Monate vorzubereiten und ihnen wieder das Energiesparen beibringen. Licht ausschalten, nicht ewig lange duschen oder baden, das warme Wasser beim Zähneputzen abdrehen, stromfressende Geräte wie Fernseher abschalten oder ausstecken, wenn man sie nicht benötigt, mal eine Strecke zu Fuß zurücklegen und sich nicht von den Eltern chauffieren zu lassen.
Generell ist das Thema Grundbildung in Sachen Energie in den vergangenen Jahrzehnten der billigen Energie viel zu kurz gekommen. Wir kennen zwar die psychologischen Preisgrenzen von Handytarifen, einem Krügerl Bier, einem Espresso oder einer Parkstunde. Aber die Kosten für Energie blieben unbeachtet, einzige Ausnahme ist der Benzin- oder Dieselpreis, den nicht nur Auto-Aficionados tagesaktuell bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma aufsagen können (samt 100 km-Verbrauchswert ihres Fahrzeugs auf Zehntel genau). Dass die Kilowattstunde Strom vor dem September 13 Cent gekostet hat und nun 34 Cent kostet, wussten wenige. Um die Strom- oder Gasrechnung nachvollziehen zu können, brauchte man ohnehin eine Einschulung.
Und der Verbrauch Ihrer Geräte? Hand aufs Herz: Wissen Sie, wie viel ein Waschgang Ihrer Waschmaschine oder des Geschirrspülers kostet? Wie viel Unterschied im Verbrauch eine 40 Grad- zu einer 60 Grad-Wäsche hat? Der Trockner oder eine zehnminütige Dusche, eine Stunde eines 55-Zoll-TV-Geräts oder ein geheiztes Whirlpool? Ein Rundruf im Freundeskreis macht sicher, dass so gut wie niemand Bescheid wusste.
Der Ernst des Lebens ist also in der bewussten Nutzung der Energie angekommen. Nehmen wir die Herausforderung an! Sparen wir Strom und Gas, machen wir es für unsere Kinder sogar zu etwas Coolem, was sie „mega-“ oder „ur-geil“ und „übelst super“ finden, um in ihrer Sprache zu bleiben! Die Politik hat den Ernst erkannt und deckelt den Strompreis für Haushalte – aber auch für Wirtschaft und Industrie. Sonst haben jene, die in den Haushalten wohnen, keine Jobs mehr. Und dann wünschen wir uns den früheren Ernst des Lebens noch mal sehnlich zurück.
P.S.: Ein Waschgang kostet nun bei 60 Grad circa 60 Cent statt früher 25 Cent, bei 40 Grad ist es weniger als die Hälfte. Drei Stunden täglich das TV-Gerät umsonst laufen zu lassen, macht 50 Euro pro Jahr aus. Das Handy können Sie den Kindern übrigens ruhig lassen. Lädt man es täglich voll auf, kostet das im Jahr nicht einmal zwei Euro. Hand aufs Herz ...
Kommentare