Dennoch stürzt es die SPÖ in ein Dilemma. Der Rücktritt erfolgte genau an jenem Tag, als die Gerüchte aufgetaucht sind, dass bei der Auszählung der Stimmen für Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler nicht alles mit rechten Dingen zugehen soll.
Dass die mit der Abwicklung beauftragte IT-Firma im Weinviertel bereits Stimmen vorsortiert, hat in der Partei für Ärger gesorgt. Vor allem im Umfeld des burgenländischen Landeshauptmanns und des Traiskirchner Bürgermeisters. Sofort waren wieder Vorwürfe der Manipulation im Umlauf. Zusätzlich kursierte die Geschichte, dass bei den Mai-Feiern am Rathausplatz in Wien bereits fix davon ausgegangen worden ist, dass Rendi-Wagner am Ende die meisten Stimmen haben wird. Genauso wird kolportiert, dass Harry Kopietz in den vergangenen Tagen mit vielen Protestanrufen konfrontiert war. Darunter auch ehemals hohe Funktionäre, die vor Manipulation warnten.
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Was jetzt tatsächlich passiert und was nur in einer Gerüchteküche zusammengebraut worden ist, das kann derzeit schwer auseinandergehalten werden. Tatsache ist, dass speziell die Burgenländer von Anfang an gegen Harry Kopietz als Leiter der Wahlkommission waren, diesen aber nicht verhindern konnten. Sie haben ihn zu sehr im Einfluss der Parteizentrale in der Löwelstraße und speziell von Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch gesehen. Noch vor dem Start der Mitgliederbefragung kursierte in SPÖ-Kreisen bereits ein Foto, auf dem Harry Kopietz bei einer Funkaktionärsversammlung in Wien auf offener Bühne Pamela Rendi-Wagner zuklatscht. Als Leiter der Wahlkommission hätte er sich da ein wenig zurückhalten müssen.
Im Nachhinein gesehen war es wohl ein Fehler, auf Harry Kopietz als Leiter der Wahlkommission zu bestehen. Parteitagsentscheidung hin, Parteitagsentscheidung her. Seine Vergangenheit in der Wiener Partei wurde in manchen Bundesländern als Zeichen gedeutet, dass es sich die Wiener wieder einmal richten wollen. So muss die Partei jedenfalls verdammt aufpassen, dass die Auszählung der Stimmen nicht schon jetzt mit so viel Misstrauen beobachtet wird, dass die Ergebnisse dann nicht - wie angekündigt - akzeptiert werden.
Grundsätzlich wird die Mitgliederbefragung in der SPÖ als Schlüssel gesehen, die Führungsfrage zu klären und damit die Partei wieder zu einen. Mit den jüngsten Entwicklungen läuft man Gefahr, dass der Konflikt nach dem 22. Mai noch größer sein wird.
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