Coaching hat Grenzen

Wer vor Publikum tritt, sollte wissen, worauf es ankommt. Auftrittstraining ist gut, zu viel davon nicht. Im Gegenteil.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Es gab in der Vergangenheit Manager, die haben in ihrer Rolle als Manager geglänzt. Nach einem Seitenwechsel in die Politik hat die Sache dann aber ganz anders ausgesehen. Die Auftritte holprig und gekünstelt. Weg waren Stärke, Souveränität und Lässigkeit. Weg war vor allem: die Authentizität – die wohl wichtigste Zutat für einen überzeugenden Auftritt.

Auftreten kann man lernen. Bis zu einem gewissen Grad zumindest. Es ist durchaus so, dass man die eigene Auftrittsperformance trainieren und verbessern kann. Atmung und Stimme lassen sich modifizieren, auf die Haltung kann man achten, Mimik und Gestik kontrollieren. Auch das Gewand (und dessen Farben) hat eine Wirkung. Durch Coaches lässt sich also viel verändern, am eigenen Selbstbewusstsein kann man auch noch arbeiten. Heraus kommt dann ein perfekter Auftritt – will man meinen.

Ist aber nicht so.

Zum einen, weil übergecoachte Menschen nicht mehr echt wirken, wir ihnen ihre – gespielte – Rolle und damit auch ihre Inhalte nicht abnehmen. Da hat man dann als Gegenüber das Gefühl, dass hier alles irgendwie nicht zusammen passt. Dass das Gesagte, mit dem, was man sieht, nicht auf einer Linie ist. Das alles aufgesetzt und im schlimmsten Fall sogar unehrlich wirkt.

Zum anderen, weil Menschen in ihre – und zu ihrer – Rolle passen müssen. Ist diese grundsätzliche Identifikation nicht gegeben, kann man noch so viel herumschrauben, noch so viel trainieren, dann hilft der beste Coach nichts. Ist man fehl am Platz – in der Politik wie im Management, weil es einfach der falsche Job oder die falsche „Firma“ ist –, dann werden die Zuhörer nie dieses Gefühl haben von „Wow, was für ein Typ, was für ein Vortrag, was für eine Botschaft“. Überzeugen wird dann beinahe unmöglich.

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