Endlich Kaffee!

Von obrigkeitshörigen Nussverteilerinnen und rüden Sicherheitsleute war hier schon die Rede. Von den vielen Leuten, die einem das Gefühl geben, dass man in Baku sehr willkommen ist, noch nicht. Von Ulkar zum Beispiel. Sie ist als freiwillige Helferin im Einsatz und so freundlich, die depperte Journalistin, die sich auf dem Weg aus der Konzerthalle zwischen den vielen Sicherheitszäunen verlaufen hat, ins Pressezentrum zu eskortieren. "Ich mache das gerne," versichert sie eifrig. "Außerdem möchte ich mich ein bisschen mit Ihnen unterhalten." Die 18-Jährige studiert an der Universität Baku Englisch und Deutsch und möchte "unbedingt einmal in Deutschland oder Österreich ein Auslandssemester machen." Das Gespräch verläuft ein bisschen holprig - Ulkar ist im ersten Semester -, aber ausgesprochen nett. Der Abschied nach dem zehnminütigen Spaziergang ist herzzereissend. "Es hat mich sehr gefreut." "Mich auch!" "Goodbye!".
Oder Azur, 19, die alles tut, um bei der Planung eines Ausflugs zu helfen. Oder die Rezeptionisten in dem kleinen Altstadthotel, die nach kürzester Zeit jeden Gast kennen und schon den Schlüssel bereit halten, wenn man das Foyer betrifft. Oder die Dame in dem Kleidergeschäft in der Bakuwiner Innenstadt, die mit großem Einsatz und Engagement zauberhafte Polyesterkleider verkauft. Oder der Taxifahrer, der entgegen anderslautender Vorurteile ganz passabel Englisch kann, und einen Tag am Strand empfiehlt. Oder der höfliche junge Mann, der an der Strandpromenade Umfragen für das aserbaidschanische Tourismusministerium macht. Oder oder, und und. Ganz viele ganz nette Menschen.
Danke, danke, danke!

Ein besonderes Dankeschön gilt den Angestellten eines Cafe-Restaurants im Einkaufszentrum Park Bulvar. Nicht, dass sie - oder das Lokal, für das sie arbeiten - durch besonderen Charme bestechen würden. Aber sie bringen einem Kaffee, wenn man sie darum bittet und sie anschließend dafür bezahlt. Richtigen, echten, starken, Kaffee. Dafür nimmt man die Bahnhofshallenathmosphäre und den Lärmpegel gerne in Kauf. Schrecklich, dass der Mensch so ein Gewohnheitstier ist. Aber: Danke, Segafredo! Danke, danke, danke!
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